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2007/1 I+D-Fachleute – kompetent in der Gegenwart, unverzichtbar in der Zukunft

E-Mail-Umfrage

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Um den Puls an der «Ausbildungs-Front» zu fühlen und zusätzliche unverfälschte Stimmen von direktbetroffenen «Azubis» zu erhalten, hat arbido eine E-Mail-Umfrage gestartet. Die Lernenden wurden gebeten, sich zu folgenden Punkten schriftlich zu äussern:

– Motivation zur Berufs(bildungs)wahl?

– Vorherige Ausbildung, eventuell Berufserfahrung?

– Erhoffte Perspektiven?

– Erste Erfahrungen mit der konkreten Berufsbildung I+D?

– Eventuelle Verbesserungsvorschläge/Wünsche?

Trotz vielen Interventionen und Ermunterungsversuchen erhielten wir leider keine einzige Reaktion aus der lateinischen Schweiz.

Daniel Leutenegger, Chefredaktor arbido

«I Dok» – ein Beruf mit grossen Perspektiven

Thomas Ditzler, 19, Zentralbibliothek Solothurn

Als vor ungefähr drei Jahren die Berufswahl zum Thema stand, hatte bei mir zu Beginn noch überhaupt nichts auf ein Arbeiten in einer solchen Institution hingedeutet, geschweige denn, dass ich gewusst habe, dass es die Berufsbezeichnung «Informations- und Dokumentationsassistent» überhaupt gibt. Erst nach einem Besuch bei der Berufsberatung stiess ich auf diesen Beruf.

Nachdem ich die Informationsunterlagen genaustens studiert hatte, ent- schied ich mich, dass dieser Beruf meine Bestimmung für die kommenden drei Jahre sein muss.

Weitere Punkte, weshalb ich mich für diese Richtung entschieden habe, sind das grosse Angebot und die Perspektiven, welche man nach Abschluss der Ausbildung hat, um sich für anderweitige Berufe weiterbilden zu können.

Die Lehre zum Informations- und Dokumentationsassistenten ist meine erste Ausbildung, welche ich abschliessen werde, abgesehen von der Grundschulausbildung, welche ich mit einem Sekundarschulabschluss absolviert habe.

Ein für mich sehr wichtiger Punkt ist, dass ich von meiner Ausbildung stark profitieren kann, sei es nun allgemein von der Ausbildung oder auch von der Berufserfahrung, welche die Arbeitskollegen in meinem Betrieb haben. Weiter von grosser Wichtigkeit ist für mich auch die Tatsache, dass ich eine gute Grundausbildung für meine weitere Berufskarriere durch diese Ausbildung erhalte. Ich erhoffe mir, dass ich schlussendlich mit einem positiven Gedanken zurückschauen kann und mir bewusst ist, dass dies der richtige Weg ist, den ich eingeschlagen habe.

In einem Beruf, welcher eigentlich aus drei Berufen (Archiv, Bibliothek und Dokumentationsstelle) besteht, ist es die logische Folge, dass man viele Erfahrungen und Einblicke in diese Welt erhalten kann. Deshalb finde ich jenen Aspekt gut, welcher im Reglement vorschreibt, dass das Besuchen und Absolvieren von Praktika obligatorisch ist.

Auf Grund des schulischen Arbeitsstoffs fällt es einem nachher einfacher, Arbeitsschritte in einer anderen Institution nachzuvollziehen, da man in verschiedenen Institutionsarten bereits einmal tätig war.

Meiner Meinung nach zu verbessern und deshalb auch ein Wunsch von mir wäre es, dass «mein» Beruf eine andere, eventuell auch klarere, einfachere und vor allem kürzere Bezeichnung als «Informations- und Dokumentationsassistent» erhalten würde, denn erstens kann man sich auf den ersten Blick unter diesem Namen nicht gross etwas vorstellen, und der zweite Punkt ist das Wort «Assistent», welches meiner Meinung nach nicht zutrifft, da man damit tiefer eingestuft wird, als man wirklich ist.

Schliesslich ist man als «I Dok» kein Assistent von irgendeiner anderen Person.

Mit Schnuppern auf den Geschmack gekommen

Cornelia Knuchel, 19, Zentralbibliothek Solothurn, besucht die Berufsschule für Hörgeschädigte in Zürich-Oerlikon

Eigentlich wollte ich Floristin werden, aber ich bekam keine Stelle und meine Mutter empfahl mir, einmal als I+D-Assistentin schnuppern zu gehen. Ich wusste überhaupt nicht, was dieser Beruf war. Als ich geschnuppert hatte, erfuhr ich mehr über diesen Beruf und ich wollte eine Ausbildung als I+D-Assistentin machen.

Ich habe gerne Fachfranzösisch, Wissenschaftskunde und Kulturkunde.

Ich habe die Sprachheilschule Münchenbuchsee (1992–2001) und die Gehörlosensekundarschule Zürich (2001– 2004) besucht.

Meine erhofften Perspektiven? Ich werde ein Jahr Pause machen, geniessen. Nach einem Jahr möchte ich die BMS (Berufsmatura) machen. Weiter weiss ich noch nicht.

Ich mag es, freundliche und respektvolle Kunden zu bedienen. Was ich nicht mag: unfreundliche Kunden.

Ich besuche auch gerne die Schule, um meine Kollegen wiederzusehen. Aber ich stehe am Morgen nicht gerne so früh auf (5.30 Uhr!). In der Schule habe ich keine Kollegen, die die gleiche Ausbildung wie ich machen. Aber es gibt doch eine: sie ist erst im zweiten Lehrjahr.

Mein Wunsch ist es, dass ich überhaupt meine Lehrabschlussprüfung bestehe.

Ein Beruf, dessen Zukunft rosig ist und der bereits in der Lehre Spass macht

Matthias Zimmerli, 15, 1. Lehrjahr, Eidg. Militärbibliothek, Bern Daniel Ott, 19, 3. Lehrjahr, Eidg. Militärbibliothek, Bern

Lehrlinge im Wandel der Zeiten: Dies ist wohl am besten zu beobachten, wenn man eine Lehre als Informations- und DokumentationsassistentIn in der Eidgenössischen Militärbibliothek, Bern, macht.

Unsere eigene Erfahrung zeigt auf, wie viel man während der Lehre in einer Bibliothek erleben kann. Innerhalb von zweieinhalb Jahren wechselten wir das Bibliothekssystem, zogen mitsamt allen Beständen an einen neuen Standort, und dieses Jahr geben wir uns auch noch einen neuen Namen (ab 26. Oktober 2007: Bibliothek am Guisanplatz).

Schon nur diese drei ausserordentlichen Umstände fordern selbst die Aus- zubildenden sehr (diese gelten ja als zäh), weil zusätzlich zur allgemeinen Lerntätigkeit noch diverse andere Aufgaben auf den Lehrling lauern. Konkret heisst dies, dass man zum Beispiel während unserer Umzugsphase Katalogisieren sollte, aber zusätzlich damit konfrontiert wurde, dass noch gar kein Computer zur Verfügung stand. In diesem Falle musste sich der Lehrling wohl oder übel auch noch als Service-Informatiker betätigen, damit er überhaupt arbeiten konnte.

Dies soll durchaus keine Kritik an der Militärbibliothek sein. Während eines Umzuges läuft nicht immer alles einwandfrei, aber genau an dem wächst man schliesslich. Das schulisch Theoretische ergänzt sich demnach optimal mit dem betrieblich Praktischen.

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass Lernpersonen in der heu- tigen anspruchsvollen I+D-Arbeitswelt neben den «normalen» Tätigkeiten einer Bibliothek (Ausleihe, Erwerbung, Katalogisieren, Recherchieren usw.) manchmal zusätzlich mit Dingen beschäftigt sind, die nicht unbedingt zur Ausbildung gemäss Reglement gehören. Das wirkliche Lernziel wird aber nie aus den Augen verloren! Daher muss man über ein strapazierfähiges Improvisationsvermögen verfügen.

Wer sich durch diese Anforderungen angesprochen fühlt, dem empfehlen wir eine Lehre als I+D-AssistentIn unbedingt weiter. Wer einen Beruf sucht, dessen Zukunft rosig ist und der bereits in der Lehre Spass macht, ist für diese Ausbildung bestens geeignet!

Immer an der «Quelle des Wissens» und am «Puls der Zeit»

Cornelia Steiner, 19, Eidg. Militärbibliothek, Bern

Nach der obligatorischen Schule war ich zuerst in Amerika. Ein Jahr später absolvierte ich das JUVESO (Sozialjahr). Ich merkte bald, dass ich einen Beruf wie Kleinkindererzieherin nicht lernen will, da dieser Beruf nicht zu mir passt. Zudem gibt es keine Weiterbildungsmöglichkeiten.

Nach langem Suchen und Überlegen stiess ich auf einen relativ neuen Beruf: Informations- und DokumentationsassistentIn. Die Neugierde auf diesen Beruf, von dem ich noch nie etwas gehört hatte, packte mich. Ich habe geschnuppert und mich bei verschiedenen Stellen, die mir zusagten, beworben.

Der Beruf fasziniert mich, weil man immer an der «Quelle des Wissens» und am «Puls der Zeit» ist, Informationen verwaltet und vermittelt. Man arbeitet mit vielen verschiedenen Datenträgern und lernt den Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien. 

Eine gute Abwechslung zum Computer ergibt sich durch den Kundenkontakt. Es ist immer wieder eine Freude, mit den NutzerInnen zusammenzuarbeiten und zu helfen, in dem wir unser Wissen weitergeben.

Meine Berufslehre mache ich mit drei anderen «I Dok’s» in der Eidgenössischen Militärbibliothek.

Da sich unser Beruf aus Archivar, Bibliothekar und Dokumentalist zusammensetzt, ist es ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung zum Informations- und Dokumentationsassistenten, dass man in einem oder mehreren anderen Betrieben ein Praktikum absolviert. Darum ist man im zweiten Lehrjahr fast die ganze Zeit extern.

Dies hat viele Vorteile, weil man die Vielseitigkeit unseres Berufes besser kennen lernt. In den Praktika lernt man Arbeitstätigkeiten, die man im eigenen Lehrbetrieb nicht lernen kann, weil die Möglichkeit dazu nicht besteht (z.B. Öffentliche Bibliothek im Vergleich mit einem Archiv). Deshalb bin ich nun bei Information und Dokumentation DEZA in einem externen Kurzpraktikum. Ein Praktikum bei der MailSource (Unternehmungsablage und Tochtergesellschaft der Post) habe ich bereits hinter mir und auf zwei darf ich mich noch freuen.

Wenn meine Ausbildung zu Ende ist, möchte ich einige Jahre als I+D-Assistentin arbeiten, am liebsten in einem kleinen Betrieb, wo man alles machen kann und nicht nur auf ein Gebiet fixiert ist. Danach möchte ich wieder ins Ausland gehen, um Sprachen zu lernen.

Man muss immer noch zwei bis drei Extra-Erklärungen abgeben

Reto Buri, 17, Stadtbibliothek Thun

Meine Berufswahl kam sowohl für meine Familie als auch für mich überraschend. Zuerst war ich auf eine Lehre als Schrift- und Reklamegestalter aus, was ich nach einigem Schnuppern und einigen Bewerbungen jedoch ein wenig aufgab.

Ich fand dann ein Lehrstellenangebot in der Zeitung als Informations- und Dokumentationsassistent. Ich machte also eine kleine Schnupperlehre und nach einem Vorstellungsgespräch war ich offiziell «genommen», was mich natürlich über alles freute.

Nun, erhofft habe ich mir zunächst nichts. Ich war überglücklich, dass ich eine interessante Lehrstelle gefunden hatte.

Als ich aber von meinem Cousin hörte, dass er die gleiche Lehre gemacht hatte und nun beim Radio im Wallis arbeitet, klingelten bei mir einige Glocken. Dies wäre nämlich ein grosser Wunsch von mir, in dieses «Business» einzusteigen. Man wird also sehen.

Ob ich Verbesserungsvorschläge habe? Mir kommt spontan nur die Berufsbezeichnung «Informations- und Dokumentationsassistent» in den Sinn. Die ist manchmal ziemlich anstrengend, wenn Bekannte danach fragen, was man nun lernt. Man muss immer noch zwei bis drei Extra-Erklärungen abgeben, damit dann in etwa klar ist, was man da tut. Wobei dies auch eigentlich nicht nur ein Nachteil ist, denn ich finde, wer zum Beispiel Maurer lernt, wird einfach als einer abgestuft, der Bausteine aufeinanderbaut. Aber was ist, wenn es mal nichts zu mauern gibt? Wie siehts dann aus mit diesem «Maurer»?

Andere Verbesserungsvorschläge oder Wünsche habe ich mir noch nie genau überlegt. Ich finde es einen interessanten und lehrreichen Beruf.

Da ich jetzt schon anderthalb Jahre hier arbeite, kann ich die ersten Erfahrungen nicht wirklich hervorholen. Ich kann höchstens eine Rückmeldung zu meinen Lernzielen geben, die ich zum Teil abgeschlossen habe oder die noch in Planung sind. Ich hatte also schon in jensten Bereichen (CDs, DVDs, CD-ROMs) im Katalogisat einen Einblick, ausser bei den Büchern; d. h. wie man z.B. die Daten einer DVD aufnimmt (Jahr, Dauer, usw.)

Weiter geht’s im Moment dann mit dem Erwerb, wie man die bestellten Medien samt Preis und Lieferant ins System eintippt.

Die Ausleihe am Schalter ist natürlich Alltag und war beim ersten Tag eine absolut neue Erfahrung. Man richtet sich dann nach einiger Zeit seine Techniken ein.

Eine Plattform, eine gute Ausgangslage

Ursina Anesini, 19, ETH-Bibliothek Zürich

In der Volksschule während der Berufswahl war für mich schnell klar, in welche Richtung ich mich wenden wollte. Punkte wie Kommunikation, Medien, Schreiben und Denken, aber auch mit dem Beruf reisen, Menschen kennen lernen, informieren, lernen und Wissen weitergeben wollte ich in meinen Arbeitsalltag einbauen können. Mit der Zweitausbildung als Journalistin im Hinterkopf, machte ich mich auf die Suche nach alternativen und artverwandten Berufen. Als ich an einem Infotag der ETH-Bibliothek Zürich für die Ausbildung zur I+D-Assistentin teilgenommen hatte, bewarb ich mich und wurde ausgewählt. Zusätzlich zur Berufsschule besuche ich auch die Berufsmaturitätsschule (BMS).

Meine Erfahrungen in den letzten zweieinhalb Jahren möchte ich hier schildern.

Die ETH-Bibliothek ist eine grosse Bibliothek mit den verschiedensten Abteilungen, welche die Lernenden im Laufe ihrer Lehrzeit durchlaufen. Für mich überwiegen dabei die Vorteile, weil ich gerne neue Menschen und Arbeiten kennen lerne. Leider hat man als Lernende nicht die Möglichkeit, in so grossem Ausmass, wie in einer allgemein öffentlichen Bibliothek, Dinge selber in die Hand zu nehmen und zum Beispiel eine Ausstellung zu organisieren. Bei uns macht das eine eigene Abteilung. Hier fände ich es wünschens- und ergänzenswert, wenn ein Austausch der Lernenden von Hochschulbibliotheken und öffentlichen Bibliotheken stattfände.

Eben auch um den Austausch zu fördern, fuhren die beiden Klassen des dritten Lehrjahres von Bern und Zürich letztes Jahr zusammen an die Buchmesse in Frankfurt. Ich finde es wichtig, dass wir uns untereinander in der Branche kennen und gute Beziehungen pflegen. In der Ausbildung soll der Grundstein dafür gelegt werden.

Ich finde es sehr wichtig, dass die ETH-Bibliothek ihren Lernenden ermöglicht, Praktika zu absolvieren. Die Praktikumsorte können die Lernenden selber wählen und die Praktika werden nach Möglichkeit in dieser Institution durchgeführt. Im dritten Lehrjahr absolvierte ich je ein Praktikum von zwei Monaten bei der Dokumentation Tamedia AG in Zürich und im Schweizerischen Literaturarchiv (SLA) in Bern. Das hat mir gefallen, ich konnte andere Luft schnuppern; vorher war mir die praktische Dokumentations- und Archivarbeit völlig fremd. Dabei wurde mir die Vielfältigkeit unseres Berufes bewusst. Die Arbeiten in einem Archiv oder einer Dokumentationsstelle unterscheiden sich doch sehr von jenen in der Bibliothek. Ich bin der Meinung, dass viele unterschätzen, was wir effektiv können.

In der Berufsschule (abz) hatte unsere Klasse das grosse Glück, mit Dorothea Giger eine äusserst kompetente und engagierte Lehrerin für die Fächer Informationsverwaltung und Medienkunde im Einsatz zu haben. Im Gegensatz zu anderen Berufen, ist bei uns nicht fassbar, was wir können müssen. Es entsteht kein Produkt. Und es braucht seine Zeit, bis Richtlinien und Lernziele formuliert sind. Die Standards sind nicht von Beginn der Ausbildung so hoch gewesen, wie sie jetzt sind. Und sie sind auch jetzt noch von Betrieb zu Betrieb anders.

Was ich als Verbesserung vorschlagen möchte, ist ein Fach wie Literaturkunde. Jetzt existiert das Fach Kulturkunde, aber die Auseinandersetzung mit verschiedenen Literaturepochen, Autoren und Gattungen finde ich doch sehr existenziell in einem Beruf, in welchem wir unseren Kunden nicht nur bei der Recherche behilflich sind, sondern vielleicht auch einmal gefragt werden, welche Werke der Epoche Junges Deutschland denn sogenannte Pflichtlektüre seien. Ich bin sehr interessiert an Literatur und kann diese Lücken dadurch beheben. Ausserdem absolviere ich die BMS, wo wir im Deutsch verschiedene Epochen, Werke und deren Urheber behandeln. Ich muss sagen, für Lernende, die etwas lernen und gefordert werden wollen, ist es zu empfehlen, die BMS zusätzlich zu absolvieren.

Meine Wahl für diesen Beruf habe ich getroffen, um hinterher darauf aufzubauen. Eine Plattform, eine gute Ausgangslage. Um zu studieren oder auch im Ausland zu arbeiten. Daher ist die ETH-Bibliothek für mich die optimale Ausbildungsstätte; hier habe ich gelernt, dass es wichtig ist, sich weiterzubilden und immer Neues lernen zu wollen.