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2008/3 Informationseinrichtungen und Sport

Das Wintersport­Museum in Davos

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Das Davoser Museum zeigt eine umfas­sende Sammlung mit Ausstellungsstü­cken rund um den Wintersport – von den Anfängen bis zur Gegenwart. Sowohl im Sommer als auch von Weihnachten bis Ostern öffnet das Museum seine Pforten und zeigt seine umfassende Sammlung an Wintersportgeräten. Einen besonders interessanten Einblick in den Winter­sport wird durch die Exponate und Do­kumente aus der Stiftung der Familie Jürg Kaufmann ermöglicht. Weitere Aus­stellungsstücke sind alte Skibindungen, Snowboards oder Gegenstände des Cur­lingsports. Trophäen und Pokale runden die Sammlung des Museums ab.

Entstehung des Museums

Der Name Davos ist untrennbar mit der Geschichte des Wintersports verbunden. Um dessen Geschichte zu bewahren und einen guten Einblick in die Entwicklung des Wintersports zu ermöglichen, wurde am 18. Februar 1987 im Kongresszentrum Davos von einigen Enthusiasten der Verein Wintersport-Museum Davos aus der Taufe gehoben.

1999 hat der Verein im Erdgeschoss des heute gemeindeeigenen, ehemaligen Postgebäudes die jetzigen Räumlichkeiten eröffnet. Damit erhielt das Wintersport-Museum zirka 400 Quadratmeter Ausstellungsfläche im Erdgeschoss, die behindertengerecht zugänglich ist.

Der Initiant des Wintersport-Museums Jürg Kaufmann (gest. 12. Oktober 2002) schrieb über die Ursprünge seiner Sammlung:

«Bereits anfangs der 50er Jahre habe ich für mich, zu meiner ganz privaten Freude Gegenstände und Dokumente, den Berg- und Wintersport betreffend zu sammeln begonnen. Die Sammlung nahm ein immer grösseres Volumen an, dies vor allem bei den Skiern unterschiedlichen Alters und verschiedenster Arten. Eines Tages beriet ich mich mit meiner Frau darüber, was mit all diesen Sachen wohl am besten zu tun sei. Rein spasseshalber sag- te meine Frau Lilo dabei:

Mach doch ein Museum ...!!

Dieser Gedanke liess mich nicht mehr los. Doch erst viel später habe ich die dafür nötige Unterstützung besonders auch finanzieller Art, erhalten. 1991 wurde meine Familienstiftung gegründet, in welche ich alle meine liebgewordenen Gegenstände einbrachte, damit sie zusammen der Nachwelt erhalten bleiben.»

Das Wintersport-Museum ist in fünf Sektoren eingeteilt:

  1. Ski: Ski alpin/Skispringen/Langlauf/Snow Board/Jugendski-Tag/1. Bügelskilift der Welt

  2. Bob: Davoser Bob Hartkopf

  3. Schlitten: Davoser Schlitten/Aroser Schlitten/Grindelwaldner Schlitten/ Allemann-Schlitten (Klosters)/Schlittelmeisterschaft 1957

  4. Eissport: Eiskunstlauf und Eisschnelllauf/Curling/Eisbahn Davos

  5. Hockey und SpenglerCup: Original Pokale und viele Bilder

Auf einem Rundgang durch das Museum sind einige Höhepunkte der Sammlung zu sehen:

1. Sektor Ski Alpin/Sprung Ski/Lang­laufski/Snow Board/Skilift:

Beim Betreten des Museums sieht man die Rekonstruktion eines Teiles des ersten Bügelskiliftes der Welt, der 1934 auf Davos Bolgen in Betrieb genommen worden war. Der erste patentierte Skilift der westlichen Welt wurde allerdings 1906 in Schollach/Hochschwarzwald in Betrieb genommen.

In der Davoser Zeitung des Jahres 1934 (Nr.251) können folgende Hinweise zum damaligen Betrieb des Bolgenlifts entnommen werden: «Von den Bolgenwiesen aus können die Skifahrer die Hänge hinunterfahren bis zum Landwasser, dann sich wieder hinaufziehen lassen, wieder abfahren, wieder hinaufziehen lassen usw., den lieben langen Tag. Der Skifahrer wird also ständig die Freuden der Abfahrt genies- sen können, ohne die Mühen des Aufstieges zu haben. Das wird namentlich dem noch ungeübten Skifahrer gefallen und von Vorteil sein. Der Skiaufzug wird denn auch in erster Linie im Dienst der Davoser Skischule stehen; doch werden auch andere Skisäuglinge sich seiner bedienen können.» Von den Skilehrern wurde die neue Transportanlage teilweise auch geringschätzig als «Idiotenbagger» bezeichnet.

In einem weiteren Text aus der Davoser Zeitung Ende 1934 (Nr.303) findet sich folgender Hinweis: «Wir waren schwer enttäuscht. Denn man kann zu- schauen, solange man will, höchst selten gibt es einen leichten Sturz beim Start, nie aber richtige Purzelbäume, Zusammenstösse, die ein wirkliches ‹Gaudi› à la Lunapark ermöglichen. Im Gegenteil, die ganze up-hill-Fahrerei ist so harmlos wie nur möglich und es soll sogar passiert sein, dass eine absolute Skisäuglingsfahrerin, die gerade erst mit den Brettern ihre erste Bekanntschaft gemacht hatte, ohne jede Schwierigkeit zum Bolgen-Kulm gelangte. Dass sie dort dann allerdings die Skis auszog und zu Fuss zu Tale stieg, sei nebenbei bemerkt und hat mit der Obsi-Rutschbahn nichts zu tun, die ununterbrochen Menschenhaken um Menschenhaken befrachtet empor fuhr. Ferner war zu konstatieren, dass die Clubhütte an der Talstation trotz Alkoholmangel sehr gut besucht war.»

Unter über 1000 Paaren der Skisammlung ragt – nicht zuletzt wegen seiner Länge von 285 cm – ein Jagdski aus Norwegen heraus. Diese Ski hat der Arzt Carl Spengler, Sohn des ersten, berühmten Landschaftsarztes und Begründer des Kurortes Davos Alexander Spengler, von einem Gast geschenkt bekommen. Die Besonderheiten sind die Kerbschnitzereien mit Jagdmotiven und die verschiedene Länge der beiden Ski, wobei der kürzere mit einer Metallspitze versehen ist. Dies nicht etwa, weil – wie wohl jedermann vermuten würde – die ursprüngliche Spitze gebrochen war, sondern weil diese als Waffe gebraucht wurde. Dementsprechend verfügt der Ski auch nicht über eine komplizierte Bindung, sondern nur über einen Einschlupf, ähnlich wie bei Zoccoli. Denn wenn der Jäger plötzlich einem Bären oder Elch gegenüberstand und er noch mühsam hätte den Ski losbinden müssen, wäre Elch schon längst verschwunden oder der hungrige Bär über den Jäger hergefallen. Die Spitze diente also dem Selbstschutz vor wilden Tieren.

Snowboard: Das Snowboard ist keine Neuerfindung des ausgehenden 20. Jahrhunderts, denn schon früher wurde ein sogenanntes «Heu-Schiit» für den Transport von Heu aus den Maiensässen-Ställen ins Tal verwendet. Wer genau hinschaut, stellt fest, dass «Heu-Schiit» der Urvater des heutigen Snowboards ist. Die Bauernkinder versuchten schon damals mit diesen Brettern zu «boarden». Die ersten «Burton»-Bretter hatten eine Kordel wie die «Heu-Schiiter» das Seil.

Bolgenschanze: Die alte Bolgenschanze auf «usser Bolgen» wurde am 3. Januar 1909 eingeweiht. Sie errang Weltruf durch die Weltbestleistung des Norwegers Thorleif Knuutsen, der 1913 48,5 m weit sprang. Als Ersatz für die alte Bolgenschanze wurde 1928 eine neue 80-Meter-Schanze gebaut, die 1970 wiederum abgebrochen wurde, weil sie den modernen Anforderungen nicht mehr genügte und ein Umbau zu teuer war.

Wussten Sie zum Beispiel, dass Andreas Däscher, der 1927 in Davos Clavadel geboren wurde, mit 17 Jahren seine erste Sprungkonkurrenz auf der Bolgenschanze gewann? Seine Eltern waren nicht in der Lage, ihm Skier zu kaufen, weshalb der Ski-Club Davos ihm die Sprungskier beschafft hat. Im Museum können Sie einen Sprungski aus den Jahren um 1950 bewundern, der mit Löchern für die Aufhängung im Windkanal der Pilatus Flugzeugwerke in Emmen versehen ist. Der Davoser Andreas Däscher revolutionierte damals das Skispringen. Er presst als Erster die bis anhin nach vorn gestreckten Arme an den Körper und sprang «in Achtungsstellung». Däscher gilt also als Entdecker eines neuen Sprungstils mit nach hinten gehaltenen Armen, auch Tropf- oder Fischstil genannt. Es dauerte einige Jahre, bis die internationale Jury die aerodynamische Armhaltung anerkannte. Vor allem die Schweizer Experten rügten diesen Umstand. Die Finnen aber rügten dies nicht. Sie kopierten diesen Sprungstil und entrissen den bisher stets siegreichen Norwegern 1956 erstmals das begehrte Olympiagold. Worauf die Medien Däschers Aerodynamik fälschlicherweise «Finnenstil» tauften.

2. Sektor Bob:

Im Sektor Bob liegt ein wunderschöner Viererbob der Firma Hartkopf Davos Dorf. Dieser Bob war im Swiss Center in London aufgestellt. Dort hatte man keine Verwendung mehr, und so fand das 240 kg schwere Gefährt wieder seinen Weg zurück nach Davos.

3. Sektor Schlitten:

Persönlichkeiten wie Sir Arthur Conan Doyle, britischer Schriftsteller, bekannt durch die Kriminalromane um Sherlock Holmes, weilten als Gast in Davos. Mit einem Davoser Schlitten (gefertigt höchstwahrscheinlich in der Wagnerei Ruedi Ettinger, Davos Glaris) wurde er fotografiert.

So ist auch der Pokal des I. Internationalen Damen-Schlittenrennens Davos Klosters zu sehen, der im Jahre 1894 gestiftet wurde.

Wer weiss, dass Richard Torriani, ein Mitglied des legendären Eishockeyni-Sturmes (1933–1949, Hans Cattini, Pic Cattini und Richard, genannt Bibi Torriani, und seine Frau May auch Schlittelmeisterschaften bestritten? Und dies mit grossem Erfolg, denn 1957 fuhr Bibi Torriani in der Schweizer Schlittenmeisterschaft Herren in Davos auf den 1. Rang und erzielte im selben Jahr anlässlich der Schlitten-Weltmeisterschaft Herren den 2. Rang. Seine Frau May fuhr in der Schweizer Schlittelmeisterschaft Damen 1957 ebenfalls auf den 1. Rang. Warum gehe ich hier in die Historie? In unserem Museum sind die Schlitten, die das Ehepaar Torriani, fuhr und die entsprechenden Urkunden neben entsprechenden Fotos zu sehen.

Als eigentlichen Vater des Davoser Schlittens darf man sicher den Davoser Wagner Emanuel Heinz-Friberg bezeichnen. Er war ein Onkel des weitherum bekannten und beliebten Wagners und Rennschlittensportlers Emanuel Friberg.

Heinz-Friberg hatte schon 1865 am Guggerbach in Davos Platz die ersten Schlitten gebaut. Als Friberg 1922 die Wagnerei seines Onkels übernahm, setzte er die Tradition des Schlittenbaues fort. Er entwickelte einen sehr schnellen, aber bedeutend schwereren Rennschlitten, der sich, im Gegensatz zum Heinz-Schlitten, vorne etwas verjüngte. Aber auch Tobias Branger, Rudolf Ettinger und August Hartkopf bauten Davoser Schlitten.

Tobias Branger fertigte seinen Davoser Sportschlitten mit Renntierkopf als Schutzmarke im Centralhof in Davos Platz. Bereits 1892 erhielt er an einer internationalen Sportausstellung in Scheveningen (Holland) eine Goldmedaille für seine Schlitten.

Ruedi Ettinger in Davos Platz offerierte bereits 1910 in der Zeitung «Sport» vom 4. November «echte Davoser Schlitten mit Stahlsohle».

4. Sektor Eissport: Kunsteislauf/ Eisschnelllauf/Curling/Eisstock­ schiessen

Hier ist das Eisbahngebäude von 1934 des berühmten Architekten Rudolf Gaberel zu nennen, welches 1991 durch Brandstiftung zerstört worden ist. Hier sind auch schöne Aufnahmen der Eisprinzessinnen während ihres Trainings in Davos ausgestellt.

5. Sektor Eishockey:

Wenn über Eishockey der früheren Jahre gesprochen oder geschrieben wird, muss die 1933 quasi über Nacht entstandene berühmteste Sturmlinie der Eishockey-Geschichte erwähnt werden: der weltbekannte, legendäre «ni-Sturm», so benannt wegen der Schlusssilbe der Namen der Spieler Richard «Bibi» Torriani, Hans «Joe» Cattini und Ferdinand «Pic» Cattini.

Die drei zelebrierten ein engmaschiges Kombinationsspiel mit einem für die damalige Zeit unerhörten Tempo und mit zentimetergenauer Spielpräzision. Sie waren die Traumlinie Europas und der Inbegriff des perfekten, eleganten Eishockeys. Mit den undurchschaubaren Filigran-Kombinationen, Dribblings, Quer-, Steil- und Doppelpässen wurden die damals gültigen Regeln geschickt genutzt.

Spengler Cup: Dr. Carl Spengler, der uns bereits beim norwegischen Jagdski begegnet ist, hat 1923 für die internationalen Eishockey-Wettkämpfe einen wertvollen Wanderbecher gestiftet. Der heutige Wanderpreis-Pokal kann hier bewundert werden. Er bleibt im Wintersport-Museum in Davos, da seit 1999 sämtliche Teilnehmer einen neunen gravierten Pokal in einer wesentlich kleineren Ausführung erhalten.

So haben die Sieger (1999 Kölner Haie/2000 HCD/2001 HCD/2002 Canada/2003 Canada/2004 HCD/ 2005 Metallurg Magnitogorsk/2006 HCD/2007 Canada) solche Pokale erhalten. Früher konnte der Pokal nach drei aufeinanderfolgenden Siegen mit nach Hause genommen werden.

Die jetzige Trophäe ist sehr symbolträchtig: Ein Holzring, umfasst von Schlittschuhen, und zerkratztes Eis, welches das Spielfeld symbolisiert. Die fünf Eishockeystöcke stehen für die fünf teilnehmenden Mannschaften. Es geht um den Puck, dargestellt mit einem schwarzen Kreis. Zuoberst steht die Weltkugel, da es sich um ein globales Turnier handelt.

Von den übrigen Pokalen ist leider nur der 3. Pokal (1950–1961) in einer Nachbildung im Museum zu sehen (Besitzer ACBB Paris). Er wurde von Architekt Paul Held, Malans, entworfen.

Vom 6. Pokal (1991–1995) ist uns der Pokal für den 2. Rang erhalten. Die Bleikristallkugel, von Künstlern der Firma Swarovski kreiert, mit dem in einem aufwendigen Verfahren eingelassenen Spengler-Cup-Signet symbolisiert die Gründungsidee von Dr. Carl Spengler, weltweit verfeindete Nationen beim Spengler Cup wieder zusammenzuführen und das gegenseitige Verständnis und Vertrauen zu fördern. 1995 durfte die Mannschaft Team Canada die Trophäe behalten.

Meisterschaft: Zurzeit kann man auch die Pokale des Eishockey-Schweizer-Meisters 2002 und 2005 im Museum bewundern. Denn bekanntlich verdankt Davos seinen Aufschwung einerseits der Medizin und andererseits dem Sport.

Die Aufgaben des Wintersport­Museums

Als einziges Museum seiner Art im Kanton Graubünden sieht der Verein die Aufgabe des Museums darin, das Kulturgut unter dem Begriff Wintersport

– zu sammeln,

– zu unterhalten,

– zu inventarisieren und dessen

– Daten über Funktion,

– Handhabung,

– Bezeichnung,

– Herkunft,

– Baujahr und

– weitergehende Informationen

für die Nachwelt zu bewahren und sie in attraktiven Rahmen zu präsentieren. Diese Aufgabe kann der Trägerverein ohne entsprechende Mittel nicht erfüllen. Deshalb ist der Verein auf die Unterstützung des Kantons, der Gemeinden und der Mitglieder angewiesen.

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Hans Morgenegg

Hans Morgenegg war bis 2017 Präsident des Vereins Wintersport-­Museum Davos.

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Disposant d’environ 400 m2 au rez-­de­-chaussée du Centre des congrès de Davos, le Musée des sports d’hiver présente au public équipements sportifs, infrastructures, documents et autres supports ayant une valeur documentaire liée à l’histoire des sports d’hiver. Placés dans leur contexte historique, inventoriés, exposés et commentés, ces différents éléments font mieux comprendre la place de Davos dans les stations de sport, tout en montrant la richesse exceptionnelle et la variété des sports d’hiver.

Fondé par Jürg Kaufmann en 1987, le musée se divise en cinq sections: ski, bob, luge, sports sur glace, hockey et Coupe Spengler. L’objectif principal est de réunir, conserver et répertorier le patrimoine sportif de la station et de ses adeptes. Les objets réunis ici vont des anciens skis nordiques longs de 285 cm reçus par le fils du fondateur de la station, le docteur Carl Spengler, aux snowboard high-tech dans le domaine de la glisse. Une place spéciale est naturellement attribuée au hockey dont Davos est un représentant mondialement connu. La Fondation du musée repose sur l’appui du canton des Grisons, des communes et de ses membres.