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2010/1 I&D in den politischen und wirtschaftlichen Organisationen

Die Vertragsdokumentation der Gewerkschaft Unia

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Die Vertragsdokumentation der Unia befindet sich im Zentralsekretariat Bern und ist in der Abteilung Vertrags- und Interessenpolitik (VIP) angesiedelt. Diese Abteilung, welche 13 Festangestellte und 3 PraktikantInnen umfasst, ist dafür zuständig, koordinative Aufgaben für die Unia zu tätigen, dies unter anderem in den Bereichen Vertragsdokumentation, Interessengruppenvertretung, Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, berufliche Weiterbildung und internationale Gewerkschaftsarbeit.

Konkret handelt es sich zum Beispiel um die Koordination der verschiedenen Interessengruppen in den 14 Unia-Regionen bzw. 45 Unia-Sektionen, welche gesamtschweizerische Aktionen und Kampagnen ermöglicht.

Das Team der Vertragsdokumentation, bestehend aus vier Personen, ist dementsprechend für die Koordination der Dokumentation der Gesamtarbeitsverträge (GAV) zuständig. Hintergrund dieser Arbeit ist die Tatsache, dass die Unia in den vier Sektoren Bau, Gewerbe, Industrie und Tertiär zirka 400 regionale, kantonale und nationale GAV abgeschlossen hat – selbst die Unia-Mitarbeitenden mit dem besten Gedächtnis und den meisten Kenntnissen können angesichts der Fülle an Material nicht alles im Kopf behalten. Es geht mit anderen Worten darum, über eine zentrale physische Dokumentation der Vertragsdokumente (verschiedene Vertragsversionen, Lohnabschlüsse, Zusatzvereinbarungen, Reglemente ...) zu verfügen, welche einen aktuellen Überblick über die gesamte GAV-Landschaft ermöglicht, ergänzt durch eine Sammlung alter, abgelaufener Verträge. Es ist also die Aufgabe des Teams der Vertragsdokumentation, die physische Sammlung der GAV-Dokumente möglichst auf dem neusten Stand zu halten. Dies wird durch regelmässiges Nachfragen bei den Vertragsverantwortlichen oder durch deren eigenständiges Liefern neuer Dokumente gewährleistet. Zudem ist das Team für eine Übersichtsliste der gültigen GAV mit Angaben zur Vertragsdauer und -verantwortlichkeiten zuständig, welche allen Unia-Mitarbeitenden zugänglich ist. Des Weiteren erarbeitet das Team zusammen mit den Branchenverantwortlichen eine Übersicht der Resultate der jährlichen Lohnverhandlungen.

Die physische Ablage der GAV-Dokumente schafft schliesslich die Grundlage für unterschiedliche Dienstleistungen: 

Erstens ist es so dem Team der Vertragsdokumentation möglich, konkrete Fragen zu Vertragsinhalten, welche von GewerkschaftssekretärInnen aus den Sektionen oder den Zentralsekretariaten direkt an das Team gestellt werden, zu beantworten. Dabei kann es sich zum Beispiel um die Frage handeln, ob ein bestimmter GAV überhaupt noch gültig ist. Oder die Anfrage nach einer Zusammenstellung von Bestimmungen verschiedener GAVs zu einem bestimmten Thema, wie beispielsweise eine Übersicht zum Kündigungsschutz von Mitgliedern von Personalkommissionen in den verschiedenen GAV. Solche Zusammenstellungen bilden oft integrale Bestandteile von Vorträgen, Broschüren und Kampagnen. Da sich Unia-Mitglieder in den meisten Fällen bei Fragen direkt an die Sektionssekretariate wenden, wird das Team der Vertragsdokumentation zur Beantwortung von Fragen also in erster Linie von Unia-SekretärInnen in Anspruch genommen. Gelegentlich gelangen jedoch auch aussenstehende Personen mit Fragen an das Team, darunter fallen in seltenen Fällen auch die SekretärInnen anderer Gewerkschaften.

Zweitens betreibt das Team der Vertragsdokumentation eine elektronische Datenbank, den sogenannten GAV-Service. Über 100 (und darunter die wichtigsten) GAV der Unia sind hier erfasst und können via knapp 30 Kriterien wie Vollzugsbeiträge, Minimallöhne und Ferien abgefragt werden. Des Weiteren sind auch Angaben zur Vertragsverantwortlichkeit, Bezugsadresse, Unterstelltenanzahl und Vertragsdauer erfasst. Auf diese Weise wird es zum einen den Mitarbeitenden, zum anderen aber auch allen InternetbenutzerInnen ermöglicht, auf schnelle Weise die wichtigsten Informationen zu einem bestimmten GAV abzufragen. Zudem ist es auch möglich, die Bestimmungen verschiedener GAV zu einem bestimmten Kriterium mitein- ander zu vergleichen. Die Abfrageresultate können sowohl direkt als Internetseite als auch im PDF-Format dargestellt werden. Auch der GAV-Service wird zum grössten Teil von den GewerkschaftssekretärInnen in den Unia-Sektionen oder den Zentralen genutzt, hier ist jedoch der Benutzungsanteil aussenstehender Personen – das heisst sowohl Unia- Mitglieder wie auch Nichtmitglieder – wesentlich höher als bei den konkret an das Team gestellten Fragen. Dies wird auch durch die Tatsache bestätigt, dass die Website des GAV- Service nebst der Unia-Hauptseite die meistbesuchte Unia-Website darstellt. Die Vorzüge des GAV-Service (Übersichtlichkeit und Einfachheit) haben auch das SECO überzeugt. So liefert Unia dem SECO seit letztem Jahr die Textbausteine aller allgemein verbindlichen GAV aus dem GAV- Service für dessen Informationsseite www.entsendung.ch und ist dementsprechend für die Aktualisierung der Daten zuständig.

Drittens stellt das Team der Vertrags- dokumentation jeweils zu Ende der «Verhandlungssession» (GAV- und Lohnverhandlungen) eine detaillierte Liste mit den wichtigen Verhandlungsresultaten aus den zahlreichen Branchen zusammen (mit Einführungstext), welche von den GewerkschaftssekretärInnen in den Regionen, Sektionen und den Zentralen zum einen zur eigenen Information und zum anderen zu Beratungs- und Werbezwecken genutzt werden kann.

Abschliessend kann gesagt werden, dass das Team der Vertragsdokumentation eine breite Palette an Dienstleistungen anbietet, welche sowohl von Unia-internen wie auch von externen Personen genutzt werden.

Bei den beschriebenen vielseitigen Koordinationsarbeiten der Vertragsdokumentation und der verschiedenartigen Benutzungsgruppen ist es fast schon logisch, dass das zuständige Team für die Bereitstellung der Dienstleistungen mit sehr unterschiedlichen Personen und Abteilungen zusammenarbeitet. Nebst der breiten Unia-internen Kooperation zwischen Vertragsverantwortlichen, Sektor- und Branchenverantwortlichen, GewerkschaftssekretärInnen in der Bewegung, Interessengruppen und der Vertragsdokumentation bestehen verschiedenste Zusammenarbeiten mit externen PartnerInnen.

Zum einen sind hier die anderen Gewerkschaften zu nennen, welche unter anderem bei der Beschaffung aktueller Vertragsdokumente hilfreich sein können – sei es, weil sie anstelle der Unia als VertragspartnerInnen tätig sind, oder sei es, weil der/die Vertrags- verantwortliche der Unia nicht erreichbar war und eine andere Gewerkschaft den Vertrag mit unterzeichnet hat. Zum anderen arbeitet das Team in Bezug auf die Website des SECO auch eng mit einzelnen Mitarbeitenden des Staatssekretariats für Wirtschaft zusammen.

Die physische GAV-Dokumentation der Unia

Rund 400 Gesamtarbeitsverträge samt Originalen sind in der Abteilung Vertragsdokumentation systematisch abgelegt. Ein GAV besteht häufig nicht nur aus einem Dokument – Reglemente, Anhänge und Zusatzvereinbarungen kommen bei den meisten Verträgen dazu. Jeder GAV wird mit einer eindeutigen Identifikationsnummer, welche Informationen zu Sektor und Branche enthält, ausgewiesen und in einem Hängeregister abgelegt. Nebst den offiziellen Vertragsdokumenten finden aber auch Mitteilungen über Verhandlungen oder Empfehlungen zu Lehrlingslöhnen Eingang in das jeweilige Register. Ziel ist es, möglichst alle relevanten Informationen zu einem GAV an einem Ort vorzufinden.

Unia und das Schweizerischen Sozialarchiv

Die Gewerkschaften GBI, SMUV, VHTL und Unia, welche im Oktober 2004 zur neuen Gewerkschaft Unia fusioniert haben, verfügten über Zentralarchive, welche bis in die 1830er Jahre zurückreichen. Nach Abwägung verschiedener Möglichkeiten wurde 2004 beschlossen, diese Zentralarchive zusammenzuführen und dem Schweizerischen Sozialarchiv in Zürich als Dauerleihgabe zu übergeben.

Die Übernahme der umfangreichen Archive der Gewerkschaften GBI, SMUV, VHTL und Unia ist ein Meilenstein der Sammeltätigkeit des Sozialarchivs. Die Akten der Unia-Vorgängergewerkschaften gehören zu den wichtigsten Quellenbeständen zur Schweizer Sozialgeschichte. Sie enthalten reichhaltiges, von der historischen und sozialwissenschaftlichen Forschung bisher nur bruchstückhaft ausgewertetes Material. Das Archiv umfasst über 1000 Meter Akten auf Papier, Handschriften, Protokolle, Jahres- und Kongressberichte, Zeitungen, Broschüren und Kleinschriften, Flugblätter und Plakate sowie Fotografien, Film und Tondokumente.

Die Gewerkschaft Unia hat den Wert ihrer historischen Archive frühzeitig erkannt und die professionelle Aufbereitung finanziell unterstützt. Die nun unter einem Dach vereinten Unia-Archive sind im Schweizerischen Sozialarchiv allen Interessierten frei zugänglich.

Les fonds Unia ont rejoint les Archives sociales suisses

Les syndicats SIB, FTMH, FCTA et Unia qui ont fusionné en octobre 2004 pour fonder le syndicat Unia possédaient tous les trois des archives centrales datant du milieu du 19e siècle. Après examen des différentes possibilités, décision fut prise de regrouper ces trois archives et de les confier aux Archives sociales suisses, à Zurich, à titre de prêt permanent.

La reprise des abondantes archives des syndicats SIB, FTMH, FCTA et Unia, soit un kilomètre d’actes écrits, de manuscrits, de procès-verbaux, de rapports annuels et de congrès, de journaux, de brochures, de prospectus, de tracts, d’affiches, de photographies, de films et de documents sonores, constitue un jalon capital dans l’activité des Archives sociales suisses. Les fonds des syndicats dont la fusion a donné naissance à Unia font partie des sources les plus importantes sur l’histoire sociale suisse. Ils contiennent un matériel riche remontant à 1830, dont l’éventail va de la recherche historique et sociologique jusqu’à des documents qui, pour l’heure, n’ont été dépouillés que de manière fragmentaire.

Le syndicat Unia a saisi rapidement la valeur de ses archives historiques et a accordé un soutien financier pour le traitement professionnel de ses documents. Les archives Unia maintenant réunies sous un même toit peuvent être consultées librement aux Archives sociales suisses.

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Lea Bill

Vertragsdokumentation, Unia

Abstract

(sg) Le syndicat interprofessionnel Unia, qui compte près de 200 000 membres, est le plus grand syndicat interprofessionnel de Suisse. Il défend les intérêts de tous les travailleurs, de l’ouvrière qui travaille en usine depuis des années, au temporaire qualifié d’un chantier, en passant par la vendeuse à temps partiel de la grande surface du coin ou l’employé d’un centre d’appel. Le secrétariat central à Berne abrite une bibliothèque et un service de documentation (journaux, revues) géré par Rita Lanz, historienne, qui se charge principalement de la gestion des documents et des archives. La bibliothécaire acquiert, sur proposition des collaborateurs ou de son propre chef, des médias imprimés ou électroniques qui traitent du domaine d’activité spécifique au syndicat Unia. La documentation des quelque 160 journaux et revues est surtout utilisée par le Département Campagnes+Communication.

Le service gère également une grande banque de données photos accessible à tous les membres. Cette banque de données tourne avec un logiciel open source et contient actuellement 20 000 photos environ. Celles-ci sont accessibles à tous les collaborateurs du syndicat, qui peuvent les télécharger et les imprimer. La recherche se fait par mots ou selon les sept catégories suivantes: grèves, infos des régions, thèmes, à propos d’Unia, Unia Corporate, visages et photos diverses.

La documentation concernant les conventions collectives de travail (CCT) d’Unia se trouve également au siège de Berne. Ce service, qui compte 13 collaboratrices et collaborateurs fixes et trois apprenti(e)s, est responsable des tâches de coordination notamment dans les domaines de la documentation CCT, de la représentation des groupes d’intérêt, de la sécurité et de la santé sur le lieu de travail, de la formation professionnelle continue et du travail syndical international.