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2011/3 Elektronische Bibliothek Schweiz

Suche nach gedruckten und digitalen Karten mit Kartenportal.CH

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Ein zentraler Einstieg zur Suche von Kartenmaterialien aus Bibliotheksbeständen fehlte bis vor kurzem. Mit Kartenportal.CH besteht nun seit Ende 2010 ein Geoportal, das nebst dem traditionellen Ansatz zur Online-Kartensuche mit Stichwörtern eine neuartige geographische Suche über verschiedene schweizerische Bibliotheksverbünde anbietet. Damit werden schweizerische Bibliotheksbestände erstmals in einem Geoportal nachgewiesen. Ein Verzeichnis von Schweizer Kartensammlungen mit statistischen und historischen Angaben und Informationen zur Benutzung verweist auf hilfreiche Adressen. Ausserdem ermöglicht eine Link-Datenbank die Recherche nach digitalen Karten im Internet – darunter auch digitalisierte Kartenbestände aus Bibliotheken. Eine Hilfestellung zur Nutzung von digitalen Karten im Web rundet das Angebot ab.

Projekt Kartenportal.CH

Die traditionellen bibliothekarischen Suchsysteme für Kartenmaterialien genügten den Anforderungen von Internetnutzenden nicht mehr. Zu unübersichtlich wurden die Recherchemöglichkeiten in Kartenbibliotheken und -archiven und das Angebot an digitalen Karten in der Schweiz. Dazu kommt, dass die herkömmliche Suche in einem der vielen Verbundkataloge zwar möglich ist, da viele Karten schweizerischer Bibliotheksbestände online katalogisiert sind, doch braucht es für die meisten Katalogrecherchen Expertenwissen, um adäquate Treffer zu generieren. Zum Beispiel geschieht es oft, dass Ortsnamen, die bei einer Stichwort- oder Schlagwortsuche eingegeben werden, entweder nicht eindeutig oder nicht zutreffend sind: Etwa für Koblenz gibt es mindestens zwei geographische Möglichkeiten. Zudem sind Orts- und Flurnamen im Laufe der Zeit Änderungen unterworfen und sind sprachspezifisch. Im Rahmen des Projekts e-lib.ch: Elektronische Bibliothek Schweiz initiierten deshalb Mitglieder der Arbeitsgruppe Kartenbibliothekarinnen/Kartenbibliothekare das Teilprojekt Kartenportal.CH, das als Fachportal die Online-Recherche nach analogen und digitalen Karten erleichtern bzw. überhaupt ermöglichen sollte. Das Projekt zur Entwicklung des Webportals wurde 2008 gestartet und wird seither getragen in einer Zusammenarbeit der Zentralbibliothek Zürich, der ETH-Bibliothek Zürich, LIB4RI (Bibliothek EA-WAG/EMPA/WSL), der Zentralbibliothek Bern, der Schweizerischen Nationalbibliothek und neuerdings auch durch die Kantonsbibliothek St. Gallen (Vadiana). Die Co-Leitung von Kartenportal.CH wird mittlerweile von Jost Schmid (Zentralbibliothek Zürich), Susanne Zollinger (ETH-Bibliothek Zürich) und Thomas Klöti (Zentralbibliothek Bern) wahrgenommen. Zu Anfang wurden Links zu schweize- rischen Geodaten und digitalisierten Karten aus Bibliotheken in einer Metadatenbank katalogisiert – dank einem fruchtbaren Zusammenspiel des Know-hows aus Informatik und Bibliothekswesen innerhalb der Projektgruppe. Die Realisierung von Swissbib, einem weiteren e-lib.ch-Teilprojekt, ermöglichte das Angebot einer zentralen Stichwortsuche nach Karten auf Kartenportal.CH1. Das Projekt sollte ausserdem eine geographische Kartensuche («Geosuche») anbieten. Doch erwies sich die ursprünglich angedachte Lösung, eine Weiterentwicklung von bestehenden digitalen Übersichtsnetzen von Kartenwerken in der ETH-Bibliothek, als nicht realisierbar. Gerade rechtzeitig konnte der Kontakt mit einem Entwickler hergestellt werden, was in einem ersten Schritt die Realisierung eines erfolgreichen Prototyps der Geosuche zur Folge hatte. Auf die Tatsache, dass damit auf dem Gebiet der geographischen Suche Pionierarbeit geleistet wurde, werden wir weiter unten eingehen. Ein weiterer «Glücks- fall» für Kartenportal.CH war die Tatsache, dass ein Verzeichnis der Schweizer Kartensammlungen mit Beschreibungen zu den einzelnen Kartenbeständen als Print nicht erscheinen konnte: Die Publikation ist nun nach Kantonen gegliedert auf Kartenportal.CH zugänglich; für alle, die «gedruckte Karten benutzen» möchten (in der gleichnamigen Rubrik). Nach der Fertigstellung eines ansprechenden Layouts der Webseite und der Einbindung von Hilfsmitteln zur Nutzung und Erstellung von Internetkarten Ende 2010 wurde ein Antrag für ein Fortsetzungsprojekt (ab 2012) an den Lenkungsausschuss von e-lib.ch eingereicht, um Kartenportal. CH und seinen einzigartigen Angeboten eine nachhaltige Zukunft ermöglichen zu können.

Zentraler Einstieg für Kartenrecherchen

Seit Anfang 2011 steht Kartenportal. CH mit der ganzen Breite seines Angebots im Internet zur Verfügung. Indem das Portal alle für die Kartenrecherche verfügbaren Informationen in der Schweiz bündelt, positioniert es sich als zentraler Ersteinstieg für die Suche nach analogen und digitalen Karten in der Schweiz. Es wendet sich damit an ein breites Publikum in Wissenschaft und Lehre, öffentlicher Verwaltung, Privatwirtschaft und an Privatpersonen.

Die Datenbank, die zu ausgewählten «Internet-Ressourcen» führt, bietet zurzeit etwa 300 Kurzbeschreibungen und Links zu Online-Katalogen und digitalen Karten von Geodatenanbietern, Bibliotheken und Archiven in der Schweiz. Zusammen mit den Links zu frei nutzbarer Software für das Anzeigen und Drucken digitaler Karten ist Kartenportal.CH auf Augenhöhe mit herkömmlichen Geodatenportalen – mit dem Unterschied, dass Bibliotheksbestände ebenfalls nachgewiesen werden. Eine gesonderte Suchmaske erlaubt eine Stichwortsuche in den Schweizer Hochschulbibliotheken und der Schweizerischen Nationalbibliothek – insgesamt bedeutet dies eine Recherche in 740 Bibliotheken, deren Online-Kataloge durch swissbib konsolidiert worden sindDie betroffenen Verbünde sind auf der Website von swissbib ersichtlich (www.swissbib.ch).. Leider sind in der Schweiz nicht alle Karten in einem Online-Katalog nachgewiesen. Um auch diese Bestände im Internet besser sichtbar zu machen, verweist das oben schon erwähnte Verzeichnis der Kartensammlungen der Schweiz auf weitere traditionelle Recherchemöglichkeiten. Als Grundlage wurde ein Verzeichnis aktualisiert und erweitert, welches 2004 im Rahmen einer Fragebogenaktion für die damals geplante Publikation «Kartographische Sammlungen in der Schweiz»Kartographische Sammlungen in der Schweiz – Beiträge über ausgewählte Sammlungen und zur Kartographiegeschichte der Schweiz. Gesamtredaktion: Jürg Bühler, Redaktion der Beiträge: Hans-Peter Höhener, Markus Kaiser, Thomas Klöti, Markus Oehrli. Stand der Manuskripte: 2004.zusammengestellt wurde. Die bisher nicht publizierten Beiträge zu ausgewählten Sammlungen wurden in einer PDF-Version über das Verzeichnis online zugänglich gemacht. Weitere Artikel zur Kartographiegeschichte der Schweiz, die sich nicht zuordnen liessen, sind auf der Website der Arbeitsgruppe Kartenbibliothekarinnen/Kartenbibliothekare BIS publiziert worden2. Diese Arbeitsgruppe tritt in Kartenportal.CH im Impressum als Initiantin des Projekts auf, und ihre Website kann von dort aus angesteuert werden.

Die eigentliche Sensation von Kartenportal.CH ist die Geosuche, die speziell für Kartenportal.CH bzw. für die Recherche in grossen Kartenbeständen entwickelt wurde. Dieses äusserst effiziente Werkzeug greift auf Daten des swissbib-Metakatalogs zu und sucht damit in den Beständen fast aller Bibliotheksverbünde in der Schweiz (katalogübergreifend).

Die «Geosuche» – ein altes Desiderat

Die Suchparameter Raum und Zeit sind bei der Kartensuche von zentraler Bedeutung. In elektronischen Katalogen, die auf die Stichwortsuche nach Textmaterial ausgerichtet sind, ist die Kartensuche aber zeitintensiv und erfordert spezialisiertes Wissen. Eine geographische Suche nach Karten ist daher ein altes Anliegen. Bisherige Lösungsansätze zielten auf die Verlinkung von Blattübersichten zu den bibliographischen Aufnahmen im Bibliothekskatalog, wie dies 2004 in «Die digitale Kartenbibliothek – eine Momentaufnahme» beschrieben wurdeKlöti, Thomas, «Von der verweissensitiven Blattübersicht zur Titelaufnahme im Bibliotheks-Verbundkatalog», in: Bühler, J. und Zögner, L. (Hg.), Die digitale Kartenbibliothek – eine Momentaufnahme, München 2004, S. 147–154.

Aufgrund der Dynamik des Internets entwickelte sich seit dieser Momentaufnahme ein völlig neuer Lösungsansatz, von dem die Projektgruppe erstmals 2008 Kenntnis erhielt: Ende November 2008 trafen sich rund einhundert Wissenschaftler aus acht Ländern in Bern, um an der interdisziplinären Konferenz «Historic Maps and Imagery for Modern Scientific Applications» ihre Forschungen vorzustellen. Die Tagung diente auch als Plattform zum Austausch von Ideen und Analysemöglichkeiten für die Erschliessung historischer Plan- und Bilddaten. Dabei entstand ein erster Kontakt zu einem Teilnehmer der Konferenz, der auf sein Projekt Oldmapsonline3aufmerksam machte. 2009 stellte dann Petr Pridal seine Tools in Kopenhagen der Vorkonferenz der International Society for the Curators of Early Maps (ISCEM) und in einem Poster an der 23th International Conference on the History of Cartography (ICHC) vor. Diese Präsentationen stiessen auf grosses Interesse und flossen auch in die Überlegungen zur Umsetzung des Projekts Kartenportal.CH ein. Nach der Erarbeitung eines Lastenheftes, der Einholung von Offerten und dem erfolgreichen Vertragsabschluss mit der Firma Klokan Technologies GmbH4von Petr Pridal konnte im April 2010 mit der Entwicklung des Prototyps zur geographischen Suche begonnen werden. Die Recherche nach Kartenmaterialien in der nun online verfügbaren Geosuche erfolgt intuitiv und erfordert im Gegensatz zum herkömmlichen Katalog kein Expertenwissen. Innerhalb der Suchkarte kann wie bei Google Maps hinein- und herausgezoomt werden, und der dargestellte Ausschnitt kann weltweit verschoben werden. Wie bei den gängigen Suchmaschinen im Internet erscheinen in der rechten Spalte sofort die dazugehörigen Treffer. Aufgrund einer Gewichtung rangieren zuoberst in der Liste die Treffer mit der grössten Relevanz. Über eine Zeitschiene kann der gewünschte Zeitraum, aus dem die Karte stammen soll, eingeschränkt werden. Eine weitere Filtermöglichkeit besteht über die Wahl eines grossen, mittleren oder kleinen Massstabs. Die Verlinkung der Trefferliste führt in den Metakatalog swissbib, der zum Bestand der gewünschten Bibliothek weiterführt. Für bereits digitalisierte Bilder gibt es in swissbib zudem einen Link auf das digitale Objekt der jeweiligen Bibliothek.

Fortsetzungsprojekt beantragt

Aufgrund der guten Erfahrungen und der bisher positiven Rückmeldungen seitens der Benutzerschaft wurde bei e-lib.ch eine Fortsetzung des Projekts Kartenportal.CH beantragt, um den Prototyp der Geosuche zu einem nachhaltig funktionierenden Modell weiter zu entwickeln. Eine weitere Finanzierungsrunde startet 2012; bis dahin kann Kartenportal.CH mit seinen Angeboten von den Projektpartnern unterhalten werden. Das Fortsetzungsprojekt sieht eine tägliche Aktualisierung der Datensätze der Geosuche vor. Angestrebt wird ausserdem, dass die Geosuche in den jeweiligen Bibliotheks-Websites eingebettet wird und dass nicht nur gesamtschweizerisch, sondern wahlweise nur in den eigenen Beständen gesucht werden kann. Für den Unterhalt der Geosuche werden nach Projektende in etwa zwei Jahren regelmässige Kosten anfallen, die sich die an einer «eigenen» Geosuche interessierten Bibliotheken untereinander aufteilen können. Von den Projektpartnern werden während der zweiten Förderperiode Eigenleistungen in der Höhe der e-lib.ch-Unterstützungsbeiträge erwartet. Diese Leistungen erbringen die Partnerinstitutionen unter anderem, indem sie in ihrem Katalog geographische Koordinaten erfassen. Eine solche Georeferenzierung ist die wichtigste Voraussetzung für die Anzeige eines Kartenkatalogisats in den Suchresultaten der Geosuche.

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Thomas Klöti

Leiter der Sammlung Ryhiner der Zentralbibliothek Bern.

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Jost Schmid

Leiter der Abteilung Karten und Panoramen der Zentralbibliothek Zürich.

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Au fil du temps, la recherche de cartes en Suisse est devenue confuse et demande des connaissances d’experts. Dans le cadre du projet e-lib.ch, la Bibliothèque numérique suisse et des membres du groupe de travail des bibliothécaires de cartes ont donc lancé le projet Kartenportal.ch dont le but est de simplifier la recherche de cartes analogiques et numérisées. A la fin de la première phase du projet e-lib.ch fin 2010, cette plateforme était liée en tant que premier géoportail aux collections des bibliothèques suisses. Kartenportal.ch référence les cartes des bibliothèques nationales dans un seul catalogue central – grâce à swissbib, un autre projet de e-lib.ch. Le portail renvoie en outre à un répertoire des collections des cartes suisses sur des fonds analogiques indexés qui ne sont pas en ligne. Les liens vers les cartes numérisées sont saisis dans une base de données. Depuis un masque de recherche, les cartes numérisées peuvent être trouvées par les fournisseurs de données géographiques, dans les collections numérisées de cartes ainsi que dans les catalogues en ligne, les bibliothèques et les archives en Suisse. Kartenportal.ch offre une possibilité de recherche unique: une recherche exhaustive et géographique des collections de bibliothèques suisses. Cette «géo-recherche» permet une recherche intuitive des cartes analogiques, qui ne nécessite aucune connaissance d’experts. Pour que cet instrument considéré dans un premier temps comme un prototype puisse être développé comme un modèle qui fonctionne de manière durable, une suite de ce projet a été soumise à e-lib.ch.