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2016/2 Ausgelagert, eingekauft, fremdbeschafft

Neue Evakuationskisten für das Stiftsarchiv St. Gallen

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Die Bestände des Stiftsarchivs St. Gallen gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Um die über 3000 meist handschriftlichen Archivbände optimal zu schützen, suchte das älteste Klosterarchiv des Abendlandes nach einer Schreinerei, welche Evakuationskisten mit bestmöglicher Konservierung dieser wertvollen Schriftstücke entsprechend kundenspezifisch herstellen konnte. Diese sehr anspruchsvolle Arbeit haben die Schreinerinnen und Schreiner der Valida bestens gemeistert.

Die Auftragnehmerin: Valida. Das soziale Unternehmen 

Die Valida hat eine klare Aufgabe: Als soziales Unternehmen überwindet sie gesellschaftliche Grenzen. Rund 300 Menschen mit einer körperlichen, geistigen, psychischen oder mehrfachen Beeinträchtigung sind in den drei Geschäftsbereichen Produktion und Dienstleistungen, Arbeit und Ausbildung, Wohnen und Freizeit tätig.

Der Auftrag: Evakuationskisten

Zentrales Kriterium für die neuen Kisten seitens Stiftsarchiv war das schnelle und sichere Evakuieren des Bucharchivs im Notfall, z.B. bei einem Brand oder Wasserschaden, und eine optimale Stützfunktion der Schriften. Das Produkt mit einzigartiger Funktionalität wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Stiftsarchiv St. Gallen und dem Konservator Andrea Giovannini entwickelt und gefertigt.

Die Herausforderungen seitens Valida bestanden in der technischen Mitentwicklung der Ausprägung sowie auch in der Materialisierung der Kiste, damit alle Anforderungen erfüllt werden: hoher Schutz gegenüber verschiedensten möglichen Ausseneinwirkungen, stabil, emissionsarm, langlebig und trotzdem leicht. Nach Evaluation der bevorzugten Materialien für Front und Trenner konnte nach intensiven Recherchen die Detaillösung wie versenkbare Traggriffe oder eingelassene Nummernfelder erarbeitet werden. Anhand der finalen Bemusterung konnten die Holzbearbeitungsspezialisten der Valida schnell mit der Serienfertigung beginnen.

Am 22. Januar 2016 wurden die 345 neuen Evakuationskisten unter dem Motto «Intrepide mecum fugeris» festlich eingeweiht. Die Führung durch das mit den neuen Fluchtkisten bestückte Stiftsarchiv war für alle Mitarbeiter ein unvergessliches Erlebnis. Schliesslich wird nicht jeden Tag Geschichte geschreinert. 

Die Sicht des Auftraggebers – Jakob Kuratli, stellvertretender Stiftsarchivar

arbido: Was war die Motivation des Stiftsarchivs St. Gallen, mit der Valida zusammenzuarbeiten? Weshalb wählten Sie ein soziales Unternehmen?

Jakob Kuratli: Wir wollten primär mit einem verlässlichen Partner zusammenarbeiten. Die Schreinerei musste ein auf unsere Bedürfnisse zugeschnittenes Produkt entwickeln und in relativ kurzer Zeit eine grössere Serie ausliefern. Es gab Kontakte mit mehreren Produzenten. Dass mit der Valida am Ende ein soziales Unternehmen das Rennen machte, hat uns natürlich gefreut.

arbido: Was waren Ihre wichtigsten Erfahrungen bei diesem Auftrag? 

Jakob Kuratli: Die serielle Anfertigung von Konservierungskisten für unser Bucharchiv war für die Valida sicherlich ein optimaler Auftrag. Die beeinträchtigten Mitarbeitenden konnten nach einer gewissen Einarbeitungszeit sehr selbstständig arbeiten, was zu einer spürbaren Identifikation mit «ihrem» Produkt führte. Die sensiblen Aufbauarbeiten in unserem Magazin wurden mit Sorgfalt und grossem Interesse erledigt, wobei hier nicht nur die «handwerkliche», sondern auch die «soziale» Leistung des Vorarbeiters hervorgehoben sei. Die Zusammenarbeit mit einem sozialen Unternehmen verursachte uns als Auftraggeber keinen zusätzlichen Ressourcenaufwand.

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Prisca Limoncelli

Prisca Limoncelli ist seit August 2015 verantwortlich für Marketing und Kommunikation des sozialen Unternehmens Valida in St. Gallen. 

Abstract

L’entreprise sociale Valida (www.valida-sg.ch) a pu fabriquer pour l’Abbaye de Saint-Gall, inscrite sur la liste du patrimoine mondial de l’UNESCO, 345 coffres («Fluchtkisten») de protection, destinés à son fonds de livres précieux, et apporter ainsi une contribution de valeur à la transmission de ces importants documents. Les boîtes, dont la fonctionnalité répond à de hautes exigences, ont été développées en étroite collaboration avec le mandant et avec le conservateur Andrea Giovannini et assurent à présent pour les prochains siècles la conservation des ouvrages de l’abbaye.