Spieglein, Spieglein an der Wand: Wer bildet aus im ganzen Land?
Es war einmal ein kleines Staatsarchiv hinter den sieben Bergen. Diesem stand ein König vor, der trotz fehlender Untertanen Grosses leistete. Nach einiger Zeit trug es sich zu, dass der König eine Adjunktin einstellen konnte. Diese wurde nach drei Jahren angefragt, ob sie Gesellinnen und Gesellen ausbilden möchte. So richtete das kleine Archiv die erste I+D-Ausbildungsstätte im hügeligen Lande ein.
König und Adjunktin aber sprachen bald: Wir brauchen Hilfe im Bibliotheksbereich. So machten sie sich auf die Suche und fanden weit hinter den Bergen im inneren Teil des Landes eine noch kleinere Institution. Dieser stand fachlich eine ausgezeichnete Königin vor. Die Königin erklärte sich bereit, die Gesellin einen Tag pro Woche auf ihrem Weg zu begleiten.
Auch der König der Denkmalpflege weihte die junge Gesellin in Berufsgeheimnisse ein. In der dreijährigen Lehrzeit zog es die Gesellin zudem für zehn Tage ins Welschland, dann in eine grosse moderne Bibliothek vor den sieben Bergen und obendrein in ein kleines Gemeindearchiv.
Sämtliche Königinnen und Könige waren in diesen Jahren mit sämtlichen Arbeiten der Gesellin zufrieden. Diese übernahm nach sorgfältiger Einführung im kleinen Archiv sogar Aufgaben, die in anderen Archiven ausschliesslich von (akademischen) Königen erledigt werden. Denn die Frage, wer hat von meinem Tellerchen gegessen, stellten weder Könige noch Zwerge in diesem Lande. Aufgrund fehlender Vorbilder und Lehrbücher war die Einarbeitung in die Geheimnisse der Archivkunde zeitaufwändig.
Eines Tages kam die Auszubildende von der Schule zurück und sagte: Schaut, ich hab Euch etwas mitgebracht. Es war die Kunde vom Lehrerwechsel. Dies sollte sich im Fach Archivkunde noch zwei Mal wiederholen. Die Gesellin aber jammerte nicht, blieb guter Dinge und schlug sich beherzt und erfolgreich durch. Zudem versprach die Schule stets, sich bessern zu wollen. So verflossen die drei Jahre und König und Adjunktin liessen die Ausgebildete im Sommer des Jahres 2006 in ein Unternehmensarchiv ziehen.
Und wenn König und Adjunktin unter den Aktenbergen nicht verstorben sind, werden sie im Sommer des Jahres 2007 mit einer neuen Gesellin einen zweiten Lehrgang wagen.
Das Staatsarchiv hinter den sieben Bergen geht davon aus, dass sich in Zu- kunft weitere Staats- und Stadtarchive an der Ausbildung beteiligen – auch jene vor den sieben Bergen ...
In alten Zeiten gingen, so hört man, viele Wünsche in Erfüllung, – vielleicht wird auch dieser Wunsch Realität.