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2021/ Nachhaltigkeit

Die Arbeitsgruppe «Nachhaltige Entwicklung» an der Universitätsbibliothek Bern: Zwischenbilanz und Herausforderungen

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Wie kann Nachhaltigkeit an einer Universitätsbibliothek umgesetzt werden? Dieser Beitrag diskutiert die Entstehung und Tätigkeit der Arbeitsgruppe Nachhaltige Entwicklung an der UB Bern. Die Arbeitsgruppe besteht aktuell aus fünf Bibliotheksmitarbeitenden aus verschiedenen Bibliotheksbereichen, mit unterschiedlichen Qualifikationen und Kompetenzen. Als grösste Herausforderung hat sich herausgestellt, das Thema «Nachhaltigkeit» in einem komplexen institutionellen Umfeld mit wenig Personalressourcen zu bearbeiten.

Die Initiative, an der Universitätsbibliothek (UB) Bern eine Arbeitsgruppe (AG) für Nachhaltige Entwicklung zu gründen, hat ihren Ursprung im IFLA International Advocacy Programme (IAP). Dieses Programm machte das Thema Nachhaltige Entwicklung und die UNO Agenda2030 an Bibliotheken auf internationaler und nationaler Ebene bekannt. In der Schweiz formierte sich aus diesem Impuls heraus 2017 die Bibliosuisse-Kommission Biblio2030. Die UB Bern war als wissenschaftliche Bibliothek darin von Anfang vertreten. Die Einweihung des neuen Bibliotheksstandortes Mittelstrasse 43 im Sommer 2018, der neu auch das Centre for Development and Environment (CDE) und seine Bibliothek beherbergt, gab zusätzlichen Anlass, an der UB Bern eine AG für Nachhaltigkeit ins Leben zu rufen.

Die AG steht allen interessierten Bibliotheksmitarbeitenden offen. Sie hat zum Ziel, die Umsetzung der UNO Agenda2030 an der UB Bern zu unterstützen. Dabei versteht sich die AG als Anlaufstelle und Kontaktdrehscheibe an der Schnittstelle von Lehre und Forschung, Öffentlichkeit und Betrieb sowie als Motor und Initiantin, die Ideen sammelt und aufgreift, sensibilisiert und berät. An einer grossen Infoveranstaltung für UB-Mitarbeitende konnte sich die AG im Herbst 2018 erstmals vorstellen und viele Anregungen sammeln. Die Gründung der AG wurde von den Kolleg:innen allgemein positiv aufgenommen. Sie äusserten speziell Interesse daran, im Kleinen ihres Arbeitsplatzes etwas zu bewegen und zu verändern. Dies betraf zumeist ökologische und praktische Themen, wie Recycling, Papier- oder Energieverbrauch. Bald stellte sich aber heraus, dass vermeintlich kleine Änderungen in einem grossen und bürokratischen Betrieb viel Zeit beanspruchen und immer den Einbezug anderer Akteure erfordern.

Der anfängliche Aktivismus wurde abgelöst durch eine strukturierte Suche nach Kooperationspartner:innen und Tätigkeitsfeldern. Die AG-Mitglieder einigten sich darauf, Informations- von Infrastrukturmassnahmen sowie ihre Arbeit in ein «Innen» und ein «Aussen» zu trennen. Die nach innen gerichtete Arbeit betrifft alle Fragen, die die Universitätsbibliothek als Betrieb und ihre Mitarbeitenden betreffen. Die nach aussen gerichtete Tätigkeit richtet sich an das Zielpublikum, d.h. Studierende, Forschende und die allgemeine Öffentlichkeit. Die AG baute ein Netzwerk auf, u.a. zum CDE und zur Koordinationsstelle für Nachhaltige Entwicklung der Universität Bern, die ein universitätsweites Nachhaltigkeitsmonitoring durchführt. Sie schuf verschiedene Kommunikationsinstrumente, darunter einen internen Newsletter mit Informationen zu Nachhaltigkeit, eine Webseite sowie eine Feedbackwall. Die AG konnte aber auch den «UB-Basar» wiederbeleben, eine Intranetseite, auf der Mitarbeitende alte Gebrauchsgegenstände verkaufen oder verschenken können. Sie wurde zudem mit angehört, als es darum ging, die Strategie der UB zu aktualisieren.

Die explizite Nennung von Nachhaltigkeit als Schwerpunkt in der neuen Strategie der UB Bern1 gab Anlass, Nachhaltige Entwicklung konkreter in ihren drei Dimensionen zu definieren. Dabei wurde auch die verbreitete Annahme in Frage gestellt, dass ein staatlicher Betrieb ohnehin schon alle Kriterien von Nachhaltigkeit erfülle. Ökonomische Nachhaltigkeit bedeutet, Bedürfnisse künftiger Generationen zu berücksichtigen.2 Im UB-Arbeitsalltag heisst das ein effizienter Einsatz ökonomischer Ressourcen. Ökologische Nachhaltigkeit bedeutet vor allem, natürliche Ressourcen zu schonen und die Resilienz der Ökosystem zu bewahren.3 Im Arbeitsalltag heisst das nicht zuletzt, umweltschonende Praktiken zu etablieren. Bei sozialer Nachhaltigkeit geht es schliesslich um Fairness und Gerechtigkeit - im Zugang zu Dienstleistungen, zwischen Generationen, zwischen Geschlechtern - aber auch im Sinne von politischer Teilhabe und sozialer Gerechtigkeit und Inklusion.4 Das gilt auch im Alltag an der UB. Trotz ihrer Relevanz liefern diese Definitionen teils zu wenig klare Anhaltspunkte, um zu beurteilen, inwieweit die UB als nachhaltig gelten kann. Daher plant die AG, ein bibliotheksinternes Projekt zu lancieren, das mit externer Begleitung evaluiert, welches für die UB als wissenschaftliche Bibliothek relevante Nachhaltigkeitskriterien sind und wie weit sie diese erfüllt. Die AG konzentriert sich damit auf das interne Handlungsfeld, d.h. den eigenen Betrieb mit seinem Arbeitsumfeld.

Die Arbeit der AG Nachhaltige Entwicklung war zu Beginn ein Findungsprozess – und ist es zu einem gewissen Grad immer noch. Wo beginnen? Was genau in Angriff nehmen? Wie die Kolleg:innen langfristig motivieren? Insbesondere die Diskrepanz zwischen der grossen Herausforderung der Agenda 2030 und dem im Alltag kleinen Handlungsspielraum stellt die Arbeit der AG immer wieder in Frage. Die Herausforderung besteht darin, kleine Massnahmen ebenso zu würdigen und unterstützen wie Überlegungen auf strategischer Ebene – und mit der Unsicherheit, welche Massnahmen tatsächlich wirkungsvoller sind, umzugehen. Eine Herausforderung besteht auch darin, langfristig aufmerksam und aktiv zu bleiben, da Nachhaltige Entwicklung ein Prozess ist. Schliesslich stellen die AG Mitglieder immer wieder ihren eigenen Wissensstand in Sachen Nachhaltigkeit in Frage. Hier lohnt es sich, Unterstützung von professioneller Seite einzuholen. Nichtsdestotrotz bietet die Arbeit der AG Nachhaltige Entwicklung viele Chancen: Die Wahrnehmung des Themas wird durch die AG erhöht, sie gewinnt durch ihre Arbeit an Sichtbarkeit und Gewicht, kann sich äussern zu strategischen Fragen und wird angefragt für Zusammenarbeit inner- und ausserhalb der eigenen Bibliothek. Insofern lohnt sich die Formierung einer entsprechenden Arbeitsgruppe, gerade in grossen Bibliotheken.

Die Ergebnisse der geplanten Studie zur Evaluation der Nachhaltigen Entwicklung an der UB Bern werden den Weg für die weitere Aktivität der AG in der Bibliothek weisen. Hier wird es darauf ankommen, dass die UB-Leitung die Konsequenzen der Analyse stützt und sie auch in die Universität und ihre Gremien einbringt. Denn ohne die Unterstützung der Bibliotheksleitung können die Mitarbeitenden alleine keine Infrastrukturmassnahmen umsetzen. Dagegen können sie im Bereich der Informationsmassnahmen unabhängige Vorhaben realisieren, um die Kolleg:innen, Studierenden und Forschenden sowie das Kantonspublikum zu sensibilisieren. Einer der wichtigsten vorbereitenden Schritte für jede nachhaltigkeitsbezogene Aktivität einer Bibliothek ist in jedem Fall die Schaffung einer klaren Definition von Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb, die über das Alltagsverständnis von Nachhaltigkeit in ihrer ökologischen Dimension hinausgeht.

Mehr zu den den Bestrebungen der Universität Bern für nachhaltige Entwicklung und den konkreten Aktivitäten der Universitätsbibliothek Bern zur Verfolgung der Ziele in ihren drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales auf der Website der UB Bern: www.unibe.ch/ub/nachhaltigkeit.

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Aline Frank

Dr. Aline Frank ist Teamleiterin Fachreferate Naturwissenschaften an der Universitätsbibliothek Bern.

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Philipp Casula

Dr. Philipp Casula ist Fachreferent für Nachhaltige Entwicklung und Archäologie an der Universitätsbibliothek Bern.

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Der vorliegende Beitrag beschreibt die Einrichtung einer Arbeitsgruppe für Nachhaltige Entwicklung an der UB Bern. Er präsentiert Entstehung und Aufgaben der AG. Zudem diskutiert er Herausforderungen und Probleme der Arbeitsgruppe in einer komplexen teils bürokratischen Struktur und zieht Schlussfolgerungen für die Arbeit zum Thema «Nachhaltigkeit» an Bibliotheken allgemein.

Le présent article décrit la mise en place d'un groupe de travail dédié au développement durable à la bibliothèque universitaire de Berne et présente la genèse et les tâches du groupe de travail. En outre, il discute les défis et les problèmes du groupe de travail dans des structures multidimensionnelles et parfois bureaucratiques et tire des conclusions pour le travail sur le thème du «développement durable» dans les bibliothèques en général.