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2010/4 ABD Stellen und Katastrophen

Geschichte in der Werkstatt: neue archivpädagogische Angebote zum Thema Konservieren und Restaurieren von Kulturgut

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Ziel archivpädagogischer Arbeit ist es in erster Linie, Schülerinnen und Schüler an die Arbeit mit Quellen heranzufüh­ren, sie zu eigenem Forschen zu motivie­ren und ihnen zu erklären, was Archive sind und wie man dort Informationen findet. Es gilt, die Bedeutung von Archi­ven als diejenigen Stätten zu vermitteln, in denen einerseits das Rohmaterial zu finden ist, aus dem wir unsere Geschich­te konstruieren, und andererseits das Material gelagert ist, mit dem Ge­schichtsbilder immer wieder auf die Pro­be und in Frage gestellt werden können. Der Einsturz des Historischen Archivs hat die Vermittlung der Archivpädagogik in Köln verändert.

Mit Papier und Tinte dem Mittelalter auf die Spur kommen 

Zwei der Module beschäftigen sich mit Schreib- und Beschreibstoffen.

Hier geht es um endogene Schäden, die dem Archivgut im Alltag abseits grosser Schadensereignisse durch Papieralterung oder durch Tintenfrass drohen. Im digitalen Zeitalter, in dem das Erlernen der Schreibschrift in der Schule in Frage gestellt wird und die Bindung der Schriftlichkeit an die materiellen Substrate Papier und Tinte weitgehend verloren gegangen ist, leisten diese Module wertvolle Basisarbeit zur Geschichte von Schriftlichkeit. Die eigene Herstellung von Papier oder Eisengallustinte aus Galläpfeln begeistert auch Jugendliche, die sich eher für Naturwissenschaften als für Geschichte interessieren. Die beiden Module lassen sich auch für andere Kontexte adaptieren, zumal die Kalligraphie gerade im Trend zu liegen scheint, und sie lassen sich auch ausserhalb des Archivs durchführen.

Speziell für diese Module ist aber auch die Einfügung in naturwissenschaftliche Lernkontexte naheliegend.

Mittelalterliche Urkunden mit gleichmässigen Einschnitten sind eine Herausforderung für junge Detektive im Modul «Urkunden auf dem Prüfstand». In Gestalt von Repertorien lernen sie Werkzeuge kennen, um diesen Erscheinungen auf die Spur zu kommen. Schnell sind die Parallelen zu den Löchern in einem ungültig gemachten Personalausweis oder Sparbuch erkannt, und es ist einleuchtend, dass solche Schäden natürlich nicht «behoben» werden dürfen.

Die Frage, warum solche schon lange ungültigen Urkunden dennoch aufbewahrt wurden und werden, führt unmittelbar zur Reflexion über die verschiedenen Aufgaben von Archiven.

Schaden verursachen und Originale schützen 

Wenn im Modul «Schäden herbeiführen und beheben – ein Experiment» ein fiktiver Archivbestand angezündet und gelöscht und durch das Überfahren mit einem Transporter die Belastbarkeit unterschiedlich befüllter und beschaffener Archivkartons getestet wird, so erfordert dies nicht nur die nötigen räumlichen Voraussetzungen für eine solche Versuchsanordnung, sondern auch die Bereitschaft des betreuenden Archivs, sich auf ganz neue und unkonventionelle Wege und Methoden der Archivpädagogik einzulassen. Die bisherigen Teilnehmer waren begeistert.

Die Digitalisierung von Archivgut und die Arbeit mit Digitalisaten zum Schutz der Originale gewinnen zunehmend an Bedeutung. Übungen zur digitalen Bearbeitung von Fotografien sensibilisieren für die Frage der Abgrenzung zwischen Restaurierung und Fälschung. Für die Beantwortung der Frage, was denn eigentlich bei nur digital vorhandenen Schrift- und Bilddokumenten ein «Original» ist und wie es gar archiviert wird, ist ein Experteninterview mit dem für die digitale Langzeitarchivierung zuständigen Archivar fällig. So erscheint das Berufsbild des Archivars einmal ganz anders.

Fazit

Bei der Entwicklung der Module wurde grosser Wert darauf gelegt, die eingangs erwähnten klassischen Ziele der Archivpädagogik nicht aus den Augen zu verlieren. Nur wer einmal inhaltlich in eine Archivquelle einsteigt, kann die Bedeutung von Kulturgüterschutz in diesem Bereich verstehen.

Ebenso wie in der Planung, ist auch für die Durchführung der Module die interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der archivpädagogischen Arbeit gefragt. Nur die Vertreter der einzelnen Berufe in den Archiven können kompetent und authentisch auf die Fragen vder Jugendlichen antworten und ihre Arbeit vorstellen.

Im Internet ist das Projekt mit seinen einzelnen Modulen unter www.archiv-jugend-restaurierun...  zu finden. Die Module verstehen sich als Start. Neue Module sind auf der Seite willkommen. Und die Rubrik «Forum» möchte zum Gedankenaustausch einladen, Ideen, Meinungen und konstruktive Kritik zu veröffentlichen.

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Monika Frank

Archivpädagogin, Historisches Archiv der Stadt Köln

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Comment amener les jeunes à se familiariser avec les archives et le travail des archivistes si les documents sont répartis sur plusieurs sites? Une question que se sont posées notamment les Archives historiques de la ville de Cologne après la catastrophe du 3 mars 2009. Dans le cadre du concours «Archiv und Jugend», un projet consacré au dévelop­pement de nouvelles offres de formation en archivistique a été lancé. Résultat: 8 modules pour des groupes d’apprentissage à partir de l’âge de 12 ans. Tous les modules abordent le thème de la vulnérabilité des sources, trois parlent de l’histoire des catastrophes, dont celle de Cologne qui a inspiré un autre module consacré à la vie d’un dossier. Les élèves apprennent à connaître ici la carrière et le destin d’actes personnels endomma­gés lors de l’effondrement des archives. Il a fallu en outre développer des concepts pour la restauration. Le 3e module porte sur des paquets d’actes endommagés durant la Seconde Guerre mondiale.

Deux autres modules traitent du papier et de l’encre, les élèves ayant la possibilité d’en fabriquer par eux­-mêmes. Les actes médiévaux font également l’objet d’un module, tandis qu’un autre propose un exercice concret: comment procéder face à l’incendie d’un fonds d’archives? Enfin, la numérisation des fonds d’archives joue également un rôle dans ce concept pédagogique, ainsi que des exercices sur le traitement numérique des photographies.

Le projet et ses divers modules sont disponibles sur Internet, à l’adresse www.archivju­gend-­restaurieru... .