Commentaires Résumé
2015/3 GLAM et Wikimedia

Weltweite Beachtung für lokalhistorische Sammlung - Teilbestand der ZB Solothurn auf Wikimedia Commons

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Die Zentralbibliothek Solothurn hat einen Teil ihrer Grafiksammlung in hoher Auflösung auf Wikimedia Commons hochgeladen. Sie verzichtet auf Gebühren für Datenversand und damit auch auf direkten Kontakt mit den Nutzenden, erreicht jedoch weltweit ein sehr grosses Publikum und gewinnt Zusatzkenntnisse durch Korrekturen der Schwarmintelligenz.

Die lange Vorgeschichte ...

Die Zentralbibliothek Solothurn hat seit den 40er-Jahren des 20. Jahrhunderts systematisch eine Grafiksammlung aufgebaut. Einen Schwerpunkt bildete, dem kantonalen Sammelauftrag gemäss, die «Solothurnische Ikonographie», die mit Porträts, Abbildungen solothurnischer Orte und mit historischen und kulturhistorischen Bildern die solothurnische Geschichte dokumentiert – ein attraktiver Bestand für die verschiedensten Nutzergruppen. Allerdings ist die Grafiksammlung heute Nebensammelgebiet: Es wird nur noch passiv gesammelt, z.B. werden Grafiken aus Nachlässen entgegengenommen. Insgesamt hat das Bildmaterial jedoch hohe strategische Bedeutung.


Erschliessung

Bis vor wenigen Jahren verschafften sich die Benutzenden einen Überblick ausschliesslich im persönlichen Gespräch mit dem Verantwortlichen für die Bildersammlung. Er legte die seit Beginn der Sammeltätigkeit aufgebauten thematisch geordneten Zeigebücher vor und bot aufgrund seiner grossen Erfahrung weiterführende Beratung an.

Die elektronische Erschliessung konnte aus verschiedenen Gründen sehr lange nicht angegangen werden. Im Jahre 2005 entschieden wir uns notgedrungen für eine proprietäre Zwischenlösung. Der Katalogchef programmierte unter Verwendung von Vorarbeiten einer Churer Diplomarbeit1 eine Datenbank auf MySQL, eine Kunsthistorikerin erstellte die Beschreibungen.

Digitalisierung und Webpublikation

Im Jahr 2007 konnten wir mithilfe zweier von der Stadt Solothurn finanzierter Personen die ca. 2000 kleinen und mittleren Formate der «Solothurnischen Ikonographie» digitalisieren. Die Digitalisate wurden als TIFF-Dateien abgelegt, zur Erleichterung der Nutzung zusätzlich auch im komprimierten Format JPEG.

Im Jahr 2010 machten wir die Bilder auf unserer Website zugänglich – in niedriger Auflösung. Einerseits war das notwendig wegen der damals noch langsamen Anbindung unseres Webservers an das Internet, anderseits hatten wir nicht in jedem Fall vollständig abgeklärt, ob das Werk wirklich frei ist – dass wir uns damit in einer Grauzone bewegten, nahmen wir in Kauf. Nicht geschützte Bilder konnten unsere Nutzenden gegen eine Gebühr in hoher Auflösung beziehen.

Der Webauftritt wurde, auch dank intensiver Medienarbeit, zunächst ein grosser Erfolg. Es gab viele erfreute Rückmeldungen und viele Bestellungen von Tiff-Dateien. Nach einiger Zeit ging die Benutzung etwas zurück; der Markt war fürs Erste wohl gesättigt. Und: Wer nicht über die Medienmitteilung davon gehört hatte, fand die Daten nur zufällig; sie waren in den Tiefen des Web versunken.

Wir haben die Vorgeschichte ausführlich geschildert. Sie ist wichtig, weil wir nur dank den genannten aufwendigen Vorarbeiten in kurzer Zeit viele Bilder auf Wikimedia Commons hochladen konnten.


... und der kurze Upload auf Wikimedia Commons


Einer unserer Mitarbeiter ist erfahrener Wikipedianer. Anlässlich eines informellen Treffens – im legendären «Kreuz» in Solothurn – kam im Gespräch zwischen ihm und einem an Wikimedia Commons Interessierten die Idee auf, die Bilder unserer Grafiksammlung hochzuladen. Die wichtigsten Vorarbeiten, die Digitalisierung und die Beschreibungstexte, waren ja geleistet.

Die Direktion Wissenschaftliche Bestände und Sammlungen war sofort überzeugt vom Nutzen für die eigene Institution und für die Open-Data-Bewegung und unterzeichnete die Kooperationsvereinbarung mit dem Verein Wikimedia CH.

Zwei Herausforderungen mussten nun noch bewältigt werden: Die Frage des Urheberrechtes und Fragen technischer Natur.

Urheberrecht

Die rechtliche Grauzone des Angebots in tiefer Auflösung mussten wir aufgeben. Wikimedia Commons akzeptiert nur Material, das entweder gemeinfrei ist oder vom Urheber unter eine freie Lizenz gestellt worden ist. Material, das in der Schweiz gemeinfrei ist, kann allerdings in den USA noch geschützt sein. Die Wikimedia Foundation als Betreiberin von Commons – mit Sitz in den USA – verlangt, dass alles Publizierte auch dort frei lizenziert oder «public domain», kurz PD, ist, d.h., nach pauschaler amerikanischer Regelung: alles vor 1923 Erschienene.2

Ein Mitarbeiter ist unsere Grafiken deshalb nach zwei Kriterien durchgegangen: PD in der Schweiz (Urheber sicher vor mehr als 70 Jahren verstorben) und sicher PD in den USA (Veröffentlichung vor 1923). Zweifelsfälle wurden ausgeschlossen. Dadurch hat sich die Anzahl der hochladbaren Dateien deutlich reduziert.


Technik

Account: Für den Upload wurde ein Account «Zentralbibliothek Solothurn» kreiert. Es gibt in den Wikimedia-Projekten zwar eine starke Strömung, wonach ein Account immer einer bestimmten Person zuzuordnen sein soll; in der englischen Wikipedia werden z.B. keine Accounts für Körperschaften zugelassen. In der deutschen Wikipedia und auf Commons ist es noch möglich.

Datenbankextrakt: Mithilfe unseres Katalogchefs und eines Wikimedia-Freiwilligen wurde eine Auswahl von Feldern aus der MySQL-Datenbank für die Beschreibung auf Commons extrahiert. Unser Wikipedia-erfahrener Mitarbeiter legte eine Vorlage für die Commons-Beschreibung an. Der Wikimedia-Freiwillige erhielt die grossen TIFF-Dateien auf USB-Sticks per Post und lud die Auswahl, ca. 1200 Bilder, zusammen mit den Beschreibungen skriptgesteuert auf Commons hoch.

Fazit: Nutzen …

Der Upload erweist sich als höchst wirksame Massnahme. Die Statistik3 spricht für sich; auch wenn die Zahlen unterschiedlich erhoben worden sind, lässt sich sagen, dass die Sichtbarkeit um ein Mehrfaches besser geworden ist. Dass die Bilder von jedermann frei weiter genutzt werden können, ist in unserem Sinne und höchst erwünscht, auch, weil für uns dadurch kein Aufwand entsteht.

Dazu kommt der Nutzen der Schwarmintelligenz: Verschiedene Commons-Benutzer haben inzwischen Kategorisierungsarbeiten an den Grafiken vorgenommen (z.B.: Thema Pelz!) und die Brauchbarkeit des Uploads damit weiter erhöht. Beschreibungen wurden ins Englische und/oder Französische übersetzt. Sie sind auch im Original nicht fehlerfrei und die ZBS ist dankbar für Korrekturen.

… und Risiken

Urheberrechtliche Fragen sind auch künftig von zentraler Bedeutung. Die Komplexität des Themas liegt darin, dass für eine Zusammenarbeit mit Wikimedia-Projekten nicht nur die urheberrechtliche Einschätzung der jeweiligen Institution eine Rolle spielt. Man muss darüber hinaus auch den Umgang einer selbstbewussten Commons-Community mit dem Problem berücksichtigen. Dies kann gelegentlich schwierig sein: Unerwartete Entwicklungen und unverständliche Beschlüsse der Community sind immer möglich.

Zur Nachhaltigkeit lassen sich noch keine Aussagen machen; sicher ist, dass wir uns nicht darauf verlassen dürfen, dass Wikimedia Commons unsere Daten archiviert. Die Langzeitarchivierung der Daten ist unsere ureigene bibliothekarische Aufgabe.

Bider Verena 2015

Verena Bider

lic. phil. I und Wissenschaftliche Bibliothekarin BBS, ist Direktorin Wissenschaftliche Bestände der Zentralbibliothek Solothurn.

Résumé


La Bibliothèque centrale de Soleure a téléchargé sur Wikimédia Commons une partie de ses collections en haute résolution. Elle évite ainsi l’envoi de données contre émoluments et le contact direct avec les utilisateurs, mais en revanche elle atteint un public bien plus important tout autour du monde et bénéficie en retour de connaissances complémentaires à travers les corrections de l’intelligence collective.