Commentaires Résumé
2022/2 L'AAS a 100 ans, vive l'AAS!

Wie der VSA zu einer sitzenden Helvetia auf seiner Briefmarke zum 100 Jahre Jubiläum kam

Commentaires Résumé

Die Helvetia hat als Sujet auf Schweizer Briefmarken eine lange Tradition. Heike Bazak lüftet für uns das Geheimnis, was es mit der sitzenden Helvetia auf der Briefmarke zum 100-jährigen Bestehen des VSA auf sich hat.

Bei einem Brainstorming des Vorstandes im Frühjahr 2021 kam die Idee auf, dass eine Briefmarke zum 100-jährigen Jubiläum des Vereins Schweizerischer Archivarinnen und Archivare (VSA) eine gute Idee mit Aussenwirkung wäre. Kaum war die Idee geboren, ging es bereits an die Umsetzung: Die Briefmarkenkommission der Schweizerischen Post hiess den Antrag gut, den der VSA gestellt hatte. Die Post gewährte dem VSA zudem, sich eine/einen Kunstschaffenden auszusuchen, der/die die Gestaltung übernehmen sollte. Wir entschieden uns für Luzian Meier, der für den VSA gerade mit der Umsetzung unserer VSA-Website beschäftigt war. In einer kleinen Arbeitsgruppe, die aus einer Verantwortlichen von der Post, dem Kunstschaffenden und mir bestand, ging es nun an die Auswahl eines Sujets. Wir entschieden uns für eine sitzende Helvetia. Warum? Zur Erklärung braucht es einen kurzen Ausflug in die Philatelie: 1850 kamen die ersten Briefmarken des Bundes in den Umlauf, die sogenannten Rayon Marken. Bereits zwei Jahre später, 1852, sollten diese ersetzt werden, da sich die Taxen für den Briefversand erhöht hatten und der Gebrauch von Briefmarken massiv anstieg. Im Jahr 1850 wurden rund 15 Mio. Briefe versandt. 1852 waren es bereits rund 17.5 Mio. Briefe bei einer Bevölkerung von rund 2.4 Mio. Einwohnenden.

Abbildung 1: Strubelie 1850
© Museum für Kommunikation Bern

Das Sujet der sitzenden Helvetia entstand 1852 und kam ab 1854 in den Umlauf. Diese sitzende Helvetia (Abbildung 1), die wegen ihrer abstehenden Haarpracht immer noch «Strubeli» oder «Tätschgring» genannt wird, ist eine ungezähnte Briefmarke, die die eidgenössische Postverwaltung herausgab. Gedruckt ist die sitzende Helvetia nicht mehr in einem lithographischen Verfahren (Flachdruck; Druckplatte aus Stein), sondern im günstigeren Prägedruck (Reliefdruck; Druckplatte aus Metall). Die Helvetia sitzt und schaut den Betrachter direkt an. Sie hält einen Speer in der einen und ein Schild mit dem Schweizer Kreuz in der anderen Hand. Die Haarpracht wird ab 1862 (Abbildung 2) mit einem Dutt gebändigt und die Helvetia erscheint im Profil. Sie steht von 1882 bis 1908, parallel gibt es von ihr 1907 bis 1915 eine Briefmarke mit einem Brustbild. Von 1908 bis 1940 sitzt sie wieder und nun hat die Helvetia ein Schwert in der Hand. Durch diese kurzen Beschreibungen ist zu erkennen, dass Briefmarken politische Aussagen transportieren sollen. Vermutlich sollte die erste Helvetia für den neuen Bundesstaat Schweiz werben. Die Helvetia mit Schwert ist Teil einer Propaganda zu Landesverteidigung in den Kriegsjahren.

Abbildung 2: Sitzende Helvetia 1863
© Museum für Kommunikation Bern

VSA-Briefmarke 2022

Die VSA-Helvetia ist eine sogenannte Sondermarke, das heisst eine Briefmarke mit begrenzter Auflage, und orientiert sich an der Briefmarke von 1862. Auch wir vermitteln mit unserer Helvetia Inhalte: Die Helvetia steht für die ganze Schweiz und erschien uns daher das richtige Symbol zu sein, um alle schweizerischen Archive zu repräsentieren. Unabhängig davon, ob es sich um staatliche-, firmen- oder Spezialarchive handelt. Unsere Helvetia sitzt, hat eine ordentliche Frisur, schaut nach Links und hält einen Stab in einer Hand und lehnt ihren anderen Arm auf eine Diskette (3.5 Zoll), die für die digitale Vergänglichkeit steht. Oben Links ist eine analoge Schriftrolle zu sehen, rechts daneben die Taxierung, des 2022 neu eingeführten Tarifes für die sogenannte A-Post (Schnellzustellung, eingeführt 1991). Dazwischen der Schriftzug «Helvetia», der auf jeder schweizerischen Briefmarke zu stehen hat. Die Schriftrolle und die Taxierung bilden die Kapitelle von zwei Säulen. Unter der Schriftrolle ist eine Ornamentik zu sehen, die aus Federkielen besteht, die Linien zeichnen und die analogen Inhalte in unseren Archiven symbolisieren. Auf der Säule rechts sind Hand Cursor Icons und Pfeil Icons zu sehen, die digitale Inhalte versinnbildlichen.

Abbildung 3: VSA-Briefmarke 2022
© Die Schweizerische Post AG

Die VSA-Helvetia ist eine sogenannte Sondermarke, das heisst eine Briefmarke mit begrenzter Auflage, und orientiert sich an der Briefmarke von 1862. Auch wir vermitteln mit unserer Helvetia Inhalte: Die Helvetia steht für die ganze Schweiz und erschien uns daher das richtige Symbol zu sein, um alle schweizerischen Archive zu repräsentieren. Unabhängig davon, ob es sich um staatliche-, firmen- oder Spezialarchive handelt. Unsere Helvetia sitzt, hat eine ordentliche Frisur, schaut nach Links und hält einen Stab in einer Hand und lehnt ihren anderen Arm auf eine Diskette (3.5 Zoll), die für die digitale Vergänglichkeit steht. Oben Links ist eine analoge Schriftrolle zu sehen, rechts daneben die Taxierung, des 2022 neu eingeführten Tarifes für die sogenannte A-Post (Schnellzustellung. Eingeführt 1991). Dazwischen der Schriftzug «Helvetia», der auf jeder schweizerischen Briefmarke zu stehen hat. Die Schriftrolle und die Taxierung bilden die Kapitelle von zwei Säulen. Unter der Schriftrolle ist eine Ornamentik zu sehen, die aus Federkielen besteht, die Linien zeichnen und die analogen Inhalte in unseren Archiven symbolisieren. Auf der Säule rechts sind Hand Cursor Icons und Pfeil Icons zu sehen, die digitale Inhalte versinnbildlichen. Die Säule mit der Schriftrolle ruht auf einer Basis mit einem Unendlichzeichen für unsere Archivierungstätigkeit. Auf der rechten Säulenbasis ist eine Diskette, die für die digitalen Herausforderungen steht, die Archive zu meistern haben. Zwischen den Säulenbasen steht der Schriftzug «Archivum». Der Platz auf einer Briefmarke ist begrenzt, unsere Briefmarke misst 28x33 mm. Daher hätte es den Rahmen gesprengt, unser Vereinsname viersprachig auf die Briefmarke drucken zu lassen. Aus diesem Grund haben wir «Archivum» gewählt, um die Neutralität zu wahren. Auch die Farbgebung ist nicht nur aus ästhetischen Gründen so wie sie nun ist: Blaugrün und Schwarz sind die Farben der neuen VSA-Website. Der Glanzlack auf der Briefmarke rundet das Erscheinungsbild ab. Wir haben uns gedacht, dass dieser Lack ein Zeichen der Zukunft mit allen Herausforderungen ist, die auf Archive noch zukommen werden. Sie glänzt, aber ist undurchschaubar. Nun hoffe ich, dass möglichst Viele etwas mit der Briefmarke anfangen können und diese für ihre analoge Korrespondenz benutzen. Wenn nicht schon erfolgt, dann frei nach einem Zitat auf dem Berner Münster, «machs na».

Nun hoffe ich, dass möglichst Viele etwas mit der Briefmarke anfangen können und diese für ihre analoge Korrespondenz benutzen. Wenn nicht schon erfolgt, dann frei nach einem Zitat auf dem Berner Münster, «machs na».

Funfacts über die VSA-Sondermarke

  • säurefreies Papier
  • drei-farbig bedruckt
  • 110g/m2 schwer
  • Zähnung von 13 ½ : 13 ¼

Literatur

Berichte der Schweizerischen Postverwaltung, PTT-Archiv, P-11-1.

Max Hirsch, Kurt Wirth (Hrsg.): Timbres-poste Suisse, Köniz 1973, PTT-Archiv, BG 0288.

Walter Knobel et al. (Hrsg.): Gelb bewegt, Bern 2010.

Offizielle Kataloge des Schweizer Briefmarken-Händler-Verbandes.

Bazak Heike 2002

Heike Bazak

Heike Bazak, geboren 1976 in Konstanz, ist seit 2009 Leiterin des Historischen Archivs und Bibliothek der Post-, Telefon- und Telegrafenbetriebe (PTT-Archiv), Bern/Köniz. Das PTT-Archiv wird getragen von der Schweizerischen Stiftung für die Geschichte der Post und Telekommunikation im Auftrag der Schweizerischen Post AG und der Swisscom AG. So ist Bazak auch Mitglied der Geschäftsleitung des Museums für Kommunikation. Davor war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Konzernarchiv Georg Fischer AG und in der Eisenbibliothek, Volontärin im Geldmuseum Frankfurt a.M. und Studienberaterin für das Fach Geschichte an der Universität Konstanz.

Bazak studierte Geschichte und Politikwissenschaft an der Universität Konstanz und der Kingston University, London (Abschluss Magistra Artium 2004). Berufsbegleitend erwarb sie sowohl einen MAS IS an der FH Graubünden (2009) als auch ein Diplom zur Verbands-/NPO-Managerin (2013) an der Universität Freiburg.

Im Verein der Schweizerischen Archivarinnen und Archivare (VSA-AAS) ist sie seit 2019 Vizepräsidentin, seit 2015 Vorstandsmitglied und Mitglied des Bildungsausschusses.

Résumé

Der Text ordnet die Briefmarke zum VSA-Jubiläum 2022 in die philatelistische Tradition ein und erläutert die Symbolik ihrer Attribute, die analoge wie digitale Inhalte der Archive zeigen.

Le texte situe le timbre du jubilé du VSA en 2022 dans la tradition philatélique et explique la symbolique de ses attributs, qui montrent les contenus analogiques et numériques des archives.