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2008/2 Die Wirtschaft der neuen Medien

Digitale Bibliothek St. Gallen

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Die Einführung der Digitalen Bibliothek St. Gallen ist aus verschiedenen Gründen ein anspruchsvolles Projekt.

In unserem Fall kommt noch der Entscheid hinzu, das Angebot im Verbund mit zwölf Bibliotheken bereitzustellen. Das bringt zwar Vorteile wie die Schaffung einer kritischen Grösse, einen grossräumigen Zugang zum Angebot, Kosteneinsparungen und eine generelle Verbesserung der Zusammenarbeit. Das Modell stellt aber auch erhebliche Anforderungen in organisatorischer, kommunikativer und technischer Hinsicht. Das alles braucht etwas mehr Nerven als ein Projekt nur für das eigene Haus.

Am Anfang des sankt-gallischen Projekts stand die Initiative der Kantonsbibliothek Vadiana, das Angebot der SBD.bibliotheksservice ag im Kanton St. Gallen umzusetzen. Dazu suchte sie Partnerinnen unter den grösseren allgemeinen öffentlichen Bibliotheken und den Mittelschulbibliotheken des Kantons. Die folgenden Bibliotheken waren zum Mitmachen bereit: St. Galler Freihandbibliothek, Volksbibliothek Gossau, Bibliotheken Rapperswil-Jona, Gemeindebibliothek Uzwil, Stadtbibliothek Wil, die Bibliotheken der Kantonsschulen am Burggraben St. Gallen, Heerbrugg, Sargans, Wattwil und Will sowie der Medienverbund der Pädagogischen Hochschule des Kantons St. Gallen.

Auf dieser Grundlage konnte ein Projekt mit den folgenden Eckdaten definiert werden: Einführung der Digitalen Bibliothek St. Gallen gemeinsam durch zwölf sanktgallische Bibliotheken im Rahmen eines Pilotprojekts unter der Leitung der Kantonsbibliothek von 2008 bis 2010. Ziel des Pilots ist es, mit dem neuen Angebot Erfahrungen zu sammeln, herauszufinden, ob es vom Publikum angenommen wird, und zu ermitteln, ob und wenn ja wie es ab 2011 weitergeführt werden soll. Ende November 2007 stellte der St. Galler Kantonsrat dafür einen Kredit von 150 000 CHF aus dem Lotteriefonds zur Verfügung. Je rund ein Drittel stehen für die Anschaffung von Medien, die technische Lösung durch die Firma DiViBib plus Werbemassnahmen und die Schaffung der nötigen Schnittstellen zu den Benutzerdaten der Bibliotheken zur Verfügung.

Für die Umsetzung wurde aus dem Kreis der Partnerbibliotheken eine Arbeitsgruppe gebildet, welche sich um die Fragen der Angebotsbildung, der Werbung und der Schulung kümmerte und das Projekt auch weiter begleiten wird. Wichtig ist es, dass die Informationsflüsse sichergestellt werden, ohne dass sie überborden. Bisher ist die Zusammenarbeit in diesem Gremium sehr gut verlaufen. Im Hinblick auf den weiteren Medienkauf und die Begleitung der Homepage werden wir mit unseren Projektpartnern, der SBD und DiViBib, mit klar definierten Ansprechpartnern zusammenarbeiten.

Eine besondere Herausforderung bestand in unserer Verbundlösung darin, die nötigen Schnittstellen vom Angebot zu den Benutzerdaten der jeweiligen Bibliotheken herzustellen. Kompliziert wurde die Situation dadurch, dass in den betroffenen Bibliotheken insgesamt vier verschiedene Bibliothekssysteme im Einsatz sind: Aleph in den Verbünden von Universitätsbibliothek (für die Freihandbibliothek und den Medienverbund der PHSG) und Kantonsbibliothek (für die Kantonsbibliothek und die Mittelschulbibliotheken), Bibliotheca 2000 in den Bibliotheken von Rapperswil-Jona, Bibliomaker in der Stadtbibliothek Wil und Win-Medio 2000 in den Bibliotheken von Uzwil und Gossau. Dies führte zusammen mit weiteren strukturellen Voraussetzungen zu einem besonderen organisatorischen und auch finanziellen Aufwand.

Vor dem Hintergrund des Zeitdrucks, dem DiViBib zurzeit angesichts des grossen Interesses der Bibliotheken an ihrem Angebot ausgesetzt ist, haben die speziellen Voraussetzungen in St. Gallen bei der Lancierung der Digitalen Bibliothek zu einigen Schwierigkeiten geführt. Bis zum Abend des 15. Mai gelang es dann aber, die meisten Probleme zu lösen. Einzig die Anbindung der Bibliotheken von Rapperswil-Jona musste um zwölf Tage auf den 26. Mai verschoben werden. Ansonsten funktioniert das Angebot inzwischen einwandfrei.

Erste Benutzerreaktionen sind auf dieser Basis noch nicht besonders aussagekräftig. Die Digitale Bibliothek St. Gallen wurde jedenfalls von verschiedener Seite mit Spannung erwartet. Am 14. Mai verzeichnete sie 250 Visitors, am Folgetag waren es noch 60. In den ersten zwei Tagen meldeten sich zudem rund 15 Personen für die Schnuppermitgliedschaft an. Diese Zahlen lassen sich sicher noch steigern.

Am 16. Mai war die Homepage in allen wesentlichen Punkten bereinigt. Das Angebot steht jetzt, enthält viele interessante Titel und wird seinen Weg machen. Wir werden in den kommenden Wochen vor allem in den einzelnen beteiligten Bibliotheken weitere Vermittlungsanstrengungen unternehmen. Dabei werden uns die gedruckten Werbemittel, die in den Bibliotheken verteilt werden, gute Dienste leisten. Vor allem aber wird es jetzt an unseren Kundinnen und Kunden sein, die Digitale Bibliothek St. Gallen auch zu nutzen.

Dora Cornel 2 2015

Cornel Dora

Stiftsbibliothek St. Gallen